Liverpool - eine  facettenreiche stadt am meer

Von London ging es nun am 01.01.2020 mit dem Zug weiter nach Liverpool. Nach guten zwei Stunden kamen wir in der Beatles-Stadt im Hotel „The Richmond“ an. Auch das Apart-Hotel hatten wir über Secret-Escape gebucht. Wir hatten ein sehr schönes, großes Zimmer – allerdings ist es in dem Hotel sehr hellhörig, ohne Ohrstöpsel konnte man nicht schlafen. Nach einer kurzen Pause im Hotel gingen wir am späten Nachmittag Richtung Hafen. Wir bestaunten die angestrahlten, alten Gebäude, den Rummel am Hafen, entdeckten schon die Beatles, liefen zu den Royal Albert Docks und sahen tausende Liebesschlösser. 

Unser Weg führte uns weiter Richtung Fußgänger- und Einkaufspassage und wir entdeckten ein sehr schnuckeliges Restaurant – das „Cosy Club“. Allein wegen der Atmosphäre lohnt es sich, hineinzugehen und sich einen Tee zu gönnen.

Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Free-Walking-Tour mit Sandeman herausgesucht. Mathew gestaltete die drei Stunden rund um die facettenreiche Stadt informativ und sehr interessant. Dank eines kleinen Zwischenstopps waren die drei Stunden auch gar nicht schlimm. Auf seiner Tour vermittelte er uns die ganze Magie von Liverpool und erzählte uns Geschichten aus der Zeit der Beatles. Ich kann die Free-Walking-Tour sehr empfehlen - so viel entdeckt man nicht allein in dieser kurzen Zeit!

Treffpunkt war am Bahnhof und wir bekamen einen kurzen Einblick in die Geschichte Liverpools: "Liuerpool", zu deutsch "schlammiger Pfuhl" wurde um 1200 erstmals erwähnt.

Bis Ende des 17. Jahrhunderts war die Stadt unbedeutend und arm. 1571 fiel zum ersten Mal direkt der Name Liverpool. So hatten die Einwohner der Siedlung ihre Stadt in einer Bittschrift an Königin Elisabeth I. bezeichnet, in der sie die Königin um Steuersenkungen baten.

Die Stadt am Mersey - River wuchs im 18. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Städte des britischen Imperiums heran. 

Vierzig Prozent des Welthandels wurden damals über Liverpool abgewickelt. Ihren Wohlstand verdankte die Stadt auch dem Sklavenhandel. Während des Zweiten Weltkrieges erfuhr Liverpool viele schwere Zerstörungen. Liverpools Bedeutung als wichtiger Hafen- und Industriestandort nahm seit den 1950ern jedoch permanent ab. Heute schöpft die Stadt wieder Hoffnung. Langsam aber stetig entstehen wieder neue Arbeitsplätze. Liverpool setzt auf Dienstleistungsunternehmen, die IT - Branche und den Tourismus.

Die Tour führte uns vorbei am Theater, weiter zur Walker Art Gallery hin zur beeindruckenden Bibliothek Liverpools. Reisetipp : Unbedingt in die Liverpool Central Library hineingehen, es ist kostenfrei. Wir hatten das Glück, dass uns Mathew durch die moderne Bücherei führte – übrigens mein persönliches Highlight. 

Die Bibliothek zeigt, wie toll Alt und Neu miteinander harmonieren. Allein der Eingangsbereich ist schon erstaunlich.  Harry Potter Fans erkennen schnell den Zusammenhang mit Hogwards und den Treppen – die Macher haben sich tatsächlich an dem Innenbereich der Bücherei orientiert. Man hat sofort die beweglichen Treppen in Hogwards vor Augen. 

Die Bibliothek ist in mehrere Bereiche gegliedert und umfasst u.A.  einen Raum mit Raritäten, in dem eine Sammlung von seltenen Büchern untergebracht ist, einen Imagine Room und den Discover Room.

Die Stars der Stadt sind zweifelsohne Wayne Rooney und die Beatles. Sowohl der Fußball als auch die Musik dominieren das Leben in dieser Stadt. Überall wird man an die großen Musiker erinnert - unsere Tour führte uns nun in die Mathew Street:

 Ich würde glatt behaupten, dass es die bekannteste Straße Liverpools ist. Hier findet man Pub an Pub, hier befindet sich der Cavern Club, hier wird richtig laut Musik gespielt. Hier ist die Hall of Fame, die Lennon-Büste oder auch das Beatles Museum zu finden. Die Atmosphäre ist einmalig und versprüht bis heute das Flair der wilden Beatles Jahre.

Wir schlenderten durch die Fußgängerzone und gingen weiter zum Hafen. Das Liverpooler Hafengebiet reflektiert die Bedeutung der Stadt in der Entwicklung des Welthandelssystems und der Hafen-Technologie. Seit 2004 ist es außerdem UNESCO Weltkulturerbe.

Heute sind die Docks immer noch für den Handel zu gebrauchen, inzwischen sind sie aber auch zu einem Wahrzeichen der Stadt und Vergnügungsviertel geworden. Hier kann man shoppen, essen, spazieren und abends ausgehen. Die Albert Docks sind als Shoppingmeile bekannt, die Restaurants der Hafengegend sind berühmt und auch Künstler haben hier ihre Galerien eröffnet. Natürlich ist der Hafen auch immer noch für die Schifffahrt bedeutend. Unter Anderem legt  die Liverpooler Fähre an und auch Kreuzfahrtschiffe kommen auf diesem Weg nach Liverpool. Liverpool wird nicht umsonst gern als Hafenstadt bezeichnet.

Faszinierend sind auch die Gebäude „Cunard Building“ oder das „Royal Liver Building“. Das 1911 fertiggestellte Gebäude ist wahrscheinlich das Wahrzeichen schlechthin von Liverpool. Bis 1934 war es mit seinen 98 Metern Höhe sogar das höchste bewohnte Gebäude Europas. Auf dem Turmdach thront der Liver Bird, das Symbol der Stadt und Wappentier des FC Liverpool.

Und genau hier befindet sich die bekannte Beatles-Statue, die wir tags zuvor auch schon in der Dämmerung bewundert haben. 

Unsere Walking-Tour endete am Hafen und wir beschlossen noch zur Kathedrale zu pilgern.  Der Weg dahin geht stetig Berg auf, da die Kathedrale auf einem "Berg" erbaut wurde. Die anglikanische Bischofskirche von Liverpool wurde im neu-gotischen Architekturstil gehalten. Sie weist aber auch modernistische Elemente auf und zählt zu den größten Kirchen der Welt. Sowohl von außen, als auch von Innen ist die Liverpool Cathedral sehr sehenswert. Ihre Größe und Höhe beeindrucken, wenn man in der Mitte des Schiffes steht. Besonders schön sind auch die hohen Glasfenster, die farbenprächtig verziert wurden. Der Kirchturm ragt auf 154 Metern Höhe über den Hügel und die Stadt Liverpool. Wer möchte, kann über 108 Stufen den Turm erklimmen und den Ausblick genießen. Der Eintritt in das Innere ist kostenfrei, der Aufstieg jedoch nicht. 

 

Von der Kathedrale zurück Richtung Hotel durchstreiften wir viele hübsche Straßen, bummelten an den Schaufenstern und waren verblüfft, dass gegen 16.00 Uhr so viele Menschen in den Restaurants schon aßen. 

Auf der sehr belebten Bolt Street kamen wir an einem „Cat Café“ vorbei – so süße Katzen tummelten sich am Schaufenster und zeigten, wie anmutig sie sind. In diesem Cat Café bezahlt man pro 5 Minuten und hat alle Getränke kostenfrei. Das Café erstreckt sich auf 3 Etagen mit 18 Katzen. Allerdings (und logischerweise) soll man die Katzen in Ruhe lassen, die schlafen und das haben die meisten Katzen leider gemacht.  Es ist eine Erfahrung, aber man darf nicht mit der Erwartung hinein gehen, dass man sich einen Platz sucht und die Katzen sich sofort auf dich stürzten. Die Zeit sollte man immer im Blick haben sonst werden die Getränke schnell sehr teuer. Der Café ist allerdings sehr zu empfehlen.

Phil, als doch recht leidenschaftlicher Fußballfan, wollte unbedingt zum FC Liverpool. Vor unserer Reise haben wir uns daher sehr bemüht, Karten für das Spiel am 02.01.20 zu ergattern. Es was aber einfach nicht möglich, Tickets für das Spiel zu einem normalen, fairen Preis zu erhalten. Wir hatten überlegt, vor Ort Tickets zu kaufen, aber auf Grund von vielen Schwarztickets ließen wir die Hände davon. Stattdessen gingen wir abends in einen typischen Pub und bekamen auch dort die Stimmung mit. Das Fußballspiel war ganz anders als unsere deutschen Spiele. Das Spiel wird nicht ständig unterbrochen und du wirst durch die Stimmung förmlich mitgerissen. Liverpool hatte übrigens gewonnen!

Und zum krönenden Abschluss... gingen wir spät abends noch in den Cavern Club. Bei dem 1957 eröffneten Cavern Club handelt es sich um einen legendären Rock-n-Roll-Club in der Mathew Street 10.  In diesem Club lernten die Beatles nach einem ihrer Auftritte im Jahr 1961 ihren späteren Manager Brian Epstein kennen. Die Atmosphäre könnte nicht besser sein - genau am heutigen Abend trat eine Beatles-Coverband auf.

Ganze 292 Mal spielen die „Fab Four“ in dem Laden, bevor es in die große weite Welt hinaus geht. Die letzte Show fand am 3. August 1963 statt. Nachdem der Cavern Club in den 70er Jahren abgerissen wurde, errichtete Liverpool den Club in den 80er Jahren in Erinnerung an die berühmtesten Söhne der Stadt wieder neu. Joe Davey baute den Club neu auf, der im April 1984 die Pforten öffnete. Einige Steine des originalen Cavern Club wurden im neuen Club verwendet, der dem Vorbild möglichst ähnlich sehen sollte. Am 4. Dezember 1999 stellte Paul McCartney im neuen Cavern Club sein Album „Run Devil Run“ vor.

 

Es ist großartig, die Songs der Beatles (oder auch anderen Musikern) in der Kellerkneipe mit zu singen oder sich von der Musik einfach treiben zu lassen. Ein MUSS für jeden Liverpool-Besucher und perfekter Ausklang für einen ereignisreichen Tag.