Lavendefelder im Luberon Park

- so weit das Auge reicht

Auf unserem Weg Richtung Osten kamen wir an dem Bilderbuchdorf Gordes mit Blick auf den Gebirgszug des Luberon vorbei. Dieses wunderschöne, kleine Dorf ist auf einem Felsvorsprung in den Monts de Vaucluse gelegen. „Es ist eine beschauliche Gemeinde, die aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht wachsen kann. Auf einer Fläche von 48 Quadratkilometern leben dort rund 2.000 Menschen, verteilt über den Hügel, was einer Bevölkerungsdichte von 39 Menschen pro Quadratkilometer entspricht. Zum Vergleich: In Berlin leben rund 4.000 Menschen pro km2.

Und das trägt wohl auch mit dazu bei, dass Gordes als eines der schönsten Örtchen Frankreichs große Bekanntheit erlangte und zahlreiche Postkarten und Bücher ziert, so dass unzählige Besucher Gordes bereits kennen und lieben lernten, bevor sie auch nur einen Fuß in das Dorf am Luberon setzten.“

(Quelle: https://www.provence-info.de/doerfer/gordes/)

Es hat uns wieder soo gut gefallen, genug Parkplätze stehen auch zur Verfügung. Besonders niedlich sind die kleinen, hübschen Restaurants und Cafés, die zum Verweilen einladen – oft mit einer grandiosen Aussicht. Einfach entspannen und genießen.

Wir fuhren weiter zu der bekannten Abbaye Notre-Dame de Sénanque – auf dieses Kloster und vor allem auf das Bildmotiv war ich besonders gespannt. Ist doch das Kloster mit seinen Lavendelfeldern eins der bekannten Fotos aus dem Luberon. Auch hier war das Parken kein Problem (wobei das in der Hochsaison sicher anders aussieht). Eine Drohne hier zu starten ist leider verboten. Generell gilt in Frankreich: Es darf keine Drohne geflogen werden, wo historische Gebäude stehen.

Wir gingen den Weg zum Kloster und kamen währenddessen schon an vielen Lavendelfeldern vorbei. Aber irgendwie fehlte das kräftige Lila. Sind vielleicht doch alle Bilder mit Lavendel dem Photoshop zum Opfer gefallen?

Und da sahen wir sie auch schon, die Abtei de Sénanque – leider fanden gerade Bauarbeiten statt, sodass sie eingezäunt war. Aber egal, das Bildmotiv mit dem Kloster und den Lavendelfeldern erkannten wir sofort. Wir wollten mehr über das Kloster wissen und waren auch hier mit dem Histopad unterwegs. Das Histopad zeigt, wie es früher aussah und hat dazu einen Vergleich gemacht, wie die sechs Mönche aktuell leben. Ihre Tage werden von Gebet und Arbeit bestimmt, die im Anbau von Lavendel und der Honigproduktion besteht. Das war irgendwie noch ein tick greifbarer und wie immer: Geschichte richtig cool dargestellt.

 

Die Abtei von Sénanque, ein wahres Juwel der provenzalisch-romanischen Kunst, ist eine der wenigen reinen Zeugen der primitiven Zisterzienserarchitektur. Die im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts errichteten Gebäude, darunter Kirche, Kreuzgang, der ehemalige Schlafsaal, der Kapitelsaal und die Wärmestube, können besichtigt werden.

Nach unseren Zwischenstopps erreichten wir unsere zweite Unterkunft von Eric und Paula: 

Ach, was für ein Ausblick, was für eine Ruhe. Erst einmal wieder in den Pool und am Abend gab es leckeren Rosé aus der Provence. 

Der nächste Tag:

Wir fuhren gen Norden zum Plateau d' Albion – im Internet war dieser Punkt gehypt als „das Lavendelfotomotiv“. Nun, wir haben es "nicht gefunden", dafür aber auf dem Weg dorthin wunderschöne, kräftig lilafarbene und duftende Lavendelfelder entdeckt. Traumhaft!

Unser nächster Haltepunkt führte uns über Ferrassières nach Sault. Das Dorf Sault befindet sich in 765 m Höhe auf einem felsigen Vorsprung an der Grenze des Plateau d'Albion im Département Vaucluse. Malerisch zeigt sich der alte Ortskern mit der Kirche Notre-Dames-de-la-Tour und einen tollen Ausblick auf die rundum lilablühenden Lavendelfeldern sowie auf den Berg Mont Ventoux. Natürlich gibt es auch etliche Geschäfte für den Tourismus mit den Produkten aus Lavendel und Nougat. Sault ist auch bekannt durch die Tour-de-France, denn von hier geht es auf der D164 hoch zum Gipfel des Mont Ventoux – der Gigant der Provence. 

Kegelförmig erhebt er sich über die provenzalische Ebene und seine Silhouette erinnert an eine Pyramide oder auch an einen erloschenen Vulkan. Die Rede ist vom Mont Ventoux, dem mystischen und zugleich heiligen Berg der Kelten, der auf der rund 150 Kilometer langen Strecke zwischen Marseille und Avignon schon von Weitem zu sehen ist. Bei hervorragendem Wetter kann man vom Gipfel aus nicht nur das Mittelmeer, sondern auch die höchsten Gipfel der Alpen und der Pyrenäen sehen. Allein schon die Anfahrt ist fantastisch. Imme höher, immer kälter, immer windiger – die Wolken ziehen (gefühlt) dichter und schneller an uns vorbei. „Windiger Berg“, so könnte man Mont Ventoux wörtlich übersetzen.  

Die Radfahrer strampeln und schwitzen. Teil der Strecke der Tour de France war der Mont Ventoux erstmals im Jahr 1951 und obwohl er seitdem erst 15mal auf dem Streckenplan war, gilt er als legendärster Gipfel des Rennens.

Die Gipfelregion ist kahl mit feinem Geröll bedeckt und schimmert auch dann noch hell, wenn im Mai der Schnee auf dem Gipfel geschmolzen ist. Ein Grund, warum der Mont Ventoux häufig als kahler Riese oder auch als Mondlandschaft bezeichnet wird. Wer den Mont Ventoux besucht, muss mit starken Temperaturunterschieden und wechselnden Klimazonen rechnen. Während am Südhang Mittelmeerklima vorherrscht und es in der Talsenke schon bald im Jahr sommerlich warm wird, geht das Klima in den Gipfelregion in ein Voralpenklima über, das an 240 Tagen im Jahr von kaltem, extrem stürmischem Wind mit Geschwindigkeiten von um die 90 km/h dominiert wird.

Im Sommer kann es durch die starken Reflexionen im Gipfelbereich des Giganten der Provence zudem glühend heiß sein. Im Winter sind dagegen Temperaturen um die -30 Grad keine Seltenheit. 

Wer Berghoch fährt muss auch Bergrunter – Allein der Weg lohnt sich. Wir fuhren wieder zu unserem Gasthaus zurück und kamen an riesigen Lavendelfelder vorbei. Ein perfekter Hotspot für unsere Drohne und ein paar Bildern im Lavendelfeld. Himmlisch!

Für den nächsten Tag, Freitag, hatten wir etwas Sportliches im Sinn. Da wir am vergangenen Tag so viele Radfahrer sahen, hatten wir den Drang, selbst aufs Fahrrad zu steigen. Nun ist die Provence geprägt durch Hügellandschaft – und nur Radsportler wollen sich hier austoben – alle andere steigen auf ein E-Bike um.

Für uns war es das erste Mal mit einem E-Bike. In Bonnieux leihten wir uns die Drahtesel aus. Kurze Einweisung und dann ging es auch schon los. Phil hatte eine tolle Route rausgesucht. Berg hoch Berg runter – super mit E-Bikes. Wir sind durch viele, kleine Dörfer gefahren, vorbei an Lavendelfeldern und verlassenen Ruinen. Und ja, auch mit E-Bikes ist es immer noch Sport. 

Unsere Strecke war 50 Kilometer lang: Wir fuhren nach Lacoste und machten eine kurze Pause am Chateau, fuhren nach Ménerbes - ein reizvoller mittelalterlicher Ort oben auf einem kleinen Hügel mitten in einer naturschönen Umgebung, weiter nach Oppède-le-Vieux. Es ist ein hübsches Dorf aus dem Mittelalter und der Renaissance, die Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Lange war es unbewohnt und verfiel. Dank einiger Künstler wird es langsam wieder zum Leben erweckt. Unsere Strecke führte uns ins Tal entlang eines Radwegs und wieder zurück nach Bonnieux. Unsere Reise mit unseren E-Bikes war zu Ende.

Anfangs hatten wir Vorurteile bezüglich Elektrofahrrädern, aber diese haben wir schnell verwerfen können. Man kommt einfach besser und vor allem schneller voran. Definitiv zu empfehlen!

Am letzten Tag unserer Reise entschieden wir uns, den Samstag ruhig angehen zu lassen und einen Markt zu besuchen. In der Provence (bzw. generell) gibt es viele Märkte an unterschiedlichen Wochentagen. Wir entschieden uns für den Markttag am Samstag in Apt. Die Parkplatzsuche gestaltete sich sehr schwierig doch am Ende hatten wir Glück und fanden einen Platz unweit des Marktes. 

Der Wochenmarkt findet seit dem frühen 16. Jahrhundert statt. Die besondere Atmosphäre und Vielfalt der Produkte haben ihn zum "Marché d’exception" gemacht – zu einem ganz besonderen Markt. Hier gibt es alles, was der Urlauber gern aus der Provence mitnehmen möchte und der Einheimische für den Mittagstisch und das Abendessen benötigt. Der Markt ist wirklich sehr gut besucht. Nicht mal einen Tisch zum Café trinken konnten wir bekommen, um die Atmopshäre auf uns wirken zu lassen. Wir liefen einfach in dem Getümmel mit. Kauften auch hier und da typische provenzalische Mitbringsel. Ein Erlebnis wert – aber, ach die kleineren Märkte haben alles zu bieten.

Froh und etwas erschöpft fuhren wir wieder zurück und ließen den Tag und den Abend ausklingen. 

Denn am Sonntag stand leider unsere Rückreise schon vor der Tür. Gestärkt mit dem leckeren internationalen Frühstück von Eric und Paula verabschiedeten wir uns und verließen das Anwesen. 12 Stunden Autofahrt lagen vor uns.

Am Ende war die Reise wieder hervorragend. Wir haben wieder sehr viel erlebt und auch eine gute Kombination zwischen Städtetrip und Erholung geschaffen. Mein Tipp, den auch wir schon seit längerem beherzigen: immer eine Unterkunft mit Pool buchen – es macht die Mischung perfekt. 

Danke fürs Lesen. Wenn du Anmerkungen oder Fragen hast – schreib mir gern ins Gästebuch oder eine Mail an reiselusteuropa@gmx.de