Ungarn - Budapest

Wir haben lange überlegt, wohin die Reise im Herbst hingeht. Auf Grund meiner enormen Flugangst, beschlossen wir, mit dem Auto oder mit dem Zug zu fahren. Vielleicht nach Italien und die Fahrräder mitnehmen? Schweden? Doch alles ziemlich teuer, wenn man die aktuellen Spritpreise ansieht. Vor mehr als zwei Jahren planten wir bereits mit dem Zug die Städte Budapest, Bratislava und Wien zu bereisen und jetzt erschien uns doch der beste Zeitpunkt dafür. Im September fingen wir an, die Reise per Zug zu prüfen und Hotels zu buchen. 

Erstaunlich war, wie günstig man mit dem ICE nach Budapest reisen kann. Wir nahmen den 6:00 Uhr Zug von Leipzig nach Budapest – circa 11 Stunden – und zahlten weniger als 50.00 EUR pro Person – und entspannter ist es auch. Zwar muss man zu gewissen Zeiten am Bahnsteig sein, aber wir konnten beide im Zug relaxen, lesen, schlafen...

 

Unsere Route:

29.10. von Leipzig nach Budapest (Zug, Sitzplatzreservierung)

01.11. von Budapest nach Bratislava (Bus)

03.11. von Bratislava nach Wien (Bus)

06.11. von Wien nach Leipzig (Zug, Sitzplatzreservierung)

Am späten Nachmittag kamen wir in der Hauptstadt Ungarns an. Das Zentrum kann man gut zu Fuß ablaufen, ab und an braucht man aber ein Ticket für die Straßenbahn. Hier bietet es sich an, zu prüfen, ob man ein 24-Stunden Ticket wirklich benötigt, oder ob ein „10-Streifen – Ticket“ reicht. Wir entschieden uns für Letzteres. Das gleiche gilt auch bei der so genannten BudapestCard – auf jeden Fall vorher prüfen, ob es für die eigene Reise lohnt. Ich habe eine gute Übersicht gefunden, in der man nachlesen kann, ob diese Card für den eigenen Budapest-Aufenthalt sinnvoll ist: Budapest-Card

 

Nachdem wir aus der U-Bahn ausstiegen, empfing uns ein phänomenaler Ausblick auf eine 

der insgesamt neun Budapester Donaubrücken – die Freiheitsbrücke. 

Die 1899 gebaute Brücke hieß ursprünglich Franz-Joseph-Brücke, allerdings wurden 1945 alle Brücken in Budapest zerstört. 1946 wurde diese als Erste wiederhergestellt, denn sie war am besten erhalten. Die alten Ornamente, die vier sogenannte Turul-Vögel mit ausgebreiteten Schwingen auf den Brückentoren und auch das Königswappen wurden beibehalten. Nach unserem Hotel-Check- In ins Bohem schlenderten wir ein bisschen durch „unser Viertel“ und kehrten in einem asiatischen Bangkok Thai Étterem Restaurant ein, in dem sogar schon Madonna und Matt Damon aßen. Auf jeden Fall ein kleiner Insider-Tipp: Lecker, Charmant und günstig.

Am nächsten Tag stand eine Free-Walking-Tour auf unserem Programm. Wir lieben diese Touren und können diese nur empfehlen, wenn man einen ersten Eindruck der Stadt bekommen möchte. 

Buda - und Pest

Budapest ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Doch obwohl Buda und Pest bereits 1873 vereint wurden, ist die einstige Teilung innerhalb der Stadtgrenzen bis heute zu spüren.

Am hügeligen Westufer der Donau liegt das ehrwürdige Buda. Das renovierte Altstadtviertel, die schmalen Gassen und der berühmte Burgpalast erinnern an die glanzvolle Zeit der Habsburger. Dahinter erstrecken sich die Bungalows und Villen der eher konservativen Oberschicht von Budapest.

Auf der östlichen Seite der Donau – im Flachland – liegt Pest, die quirlige Stadt der Studenten, Arbeiter, Künstler und Kaufleute. Hier in der Innenstadt mit ihren Jugendstilbauten und Prachtboulevards pulsiert das Leben, hier sind Theater, Vergnügungsviertel, Industrie und Handwerk.

Der letzte Punkt auf unserer Free-Walking Tour war das Parlament. Das Parlamentsgebäude ist Sitz der ungarischen Nationalversammlung. 

Das Parlamentsgebäude wurde um die zentrale Kuppel außen rum gebaut und präsentiert sich von innen genauso beeindruckend wie von außen.

Mit 1800m2 ist es eines der größten Parlamentsgebäude der Welt und wurde mit seiner neogotischen, symmetrischen Fassade vom Londoner Parlament, dem Westminster – Palast, inspiriert.

Mit einer Länge von 268m und 123m Breite fasst das Budapester Parlament fast 700 Räume, zehn Innenhöfe, 29 Treppen und fast 250 Skulpturen.

Der 96m hohe Dom macht es zu einem der höchsten Gebäude in Budapest.

Natürlich war für uns nach knapp 2,5 Stunden noch lange nicht Schluss. Auch wenn das Wetter sehr trüb war, regnete es nicht und so „verloren wir uns in Budapest“

Donauschuhe

Die Donauschuhe befinden sich direkt neben dem Parlament und 

 

Da es im Hebst doch recht schnell dunkel wird, entschlossen wir uns am frühen Abend, die „Pest“ Seite von der „Buda“ Seite anzusehen und fuhren auf die Fischerbastei. Ab 20:00 Uhr ist der Eintritt auf die Mauer mit dem sagenhaften Blick auf die Pest-Seite kostenfrei. Absolut empfehlens- und lohnenswert. Wir konnten uns an dem Anblick gar nicht satt sehen, so toll waren die Gebäude, und vor allem das Parlament, angestrahlt. 

Die Bastei, zwischen 1899 und 1905 zur gleichen Zeit wie das Parlament auf der anderen Donauseite erbaut, war schließlich nie als wehrhafte Festung konzipiert. Sie ist einzig und allein als spektakulärer Aussichtspunkt auf die Donau und den Stadtteil Pest gedacht. Der Name Fischerbastei stammt übrigens von dem Fischmarkt, der dort früher stattfand.

 

Nur einige Schritte von der Fischerbastei entfernt, auf den Hügeln des Burgviertels, entdeckt ihr die Matthiaskirche. Diese gilt als bekannteste Kirche von Budapest und wird aufgrund der hohen Anzahl an Krönungen, wie der von Karl IV. 1916, auch als „die Krönungskirche“ bezeichnet. Die Kirche war leider, auf Grund der späten Stunde, bereits geschlossen. Ich glaube, ein Besuch in das Innere lohnt sich: 

- wunderschöne Wandbilder, die unter anderem von den hohen Besuchen der Kaiserin Sissi zeugen.

- Kapelle

- Orgel

- neogotische Kanzel 

Nach unserem kurzen Abstecher auf die Fischerbastei pendelten wir wieder auf die andere Seite, denn wir hatten noch einen Schiffsausflug auf der Donau bei Nacht gebucht. Empfehlenswert, sieht man doch die angestrahlten Gebäude aus einem anderen Blickwinkel. 

In Budapest leben heute rund 80.000 Juden. Der VII. Bezirk ist der kleinste Stadtbezirk der ungarischen Hauptstadt Budapest und wird auch als Erzsébetváros (deutsch Elisabethstadt) bezeichnet. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er das Zentrum der jüdischen Gemeinde der Stadt. Die Elisabethstadt ist ein typisches Gründerzeitviertel.

Da wir das jüdische Viertel nicht eigenständig erkunden wollten, schlossen wir uns in den frühen Morgenstunden einer weiteren Freewalking-Tour an.  Das Jüdische Viertel kombiniert faszinierende Geschichte mit lokaler Kunst und Design sowie exzellenten Trink- und Speiselokalen und ist ein kleines Wunder.

Im jüdischen Viertel stehen drei Synagogen: die Dohány-Straßensynagoge, die Kazinczy-Straßensynagoge und die Rumbach-Straßensynagoge.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Free-Walking Tour auf und durch den Burg- bzw. Königspalast geplant. Überpünktlich am Treffpunkt angekommen, war kein TourGuide zu sehen. Somit beschlossen wir, den Burgpalast auf eigene Faust zu erkunden. Viele Wege führen zum Burgpalast- so kann man den Bus oder die Seilbahn nehmen oder den Berg zu Fuß erklimmen. Wir wanderten hoch. Das Burgviertel ist eine traumhafte Anlage, wir hatten viel zu wenig Zeit dafür eingeplant. Man kann locker einen ganzen Tag (und noch mehr) hier verbringen.

Über die Jahrhunderte wurde er immer wieder zerstört und neu aufgebaut. Heute wird der Palast für repräsentative Anlässe der ungarischen Regierung genutzt, beherbergt außerdem die Nationalgalerie, die Nationalbibliothek und das Historische Museum von Budapest. Sehenswert sind auch die die königlichen Gemächer im Hauptgebäude. Von der Aussichtsterrasse genießt man einen Traumblick auf die Stadt.

Auf dem Gelände des Burgpalastes befinden sich zwei Statuen, die ein kurzes Innehalten und Betrachten wert sind. Eine von ihnen ist das Reiterstandbild von Prinz Eugen von Savoyen. Er war einer der wichtigsten Feldherren der Habsburger: Er war Oberbefehlshaber im Großen Türkenkrieg, in dessen Verlauf die Osmanen aus Ungarn vertrieben wurden und die Dreiteilung Ungarns beendet wurde.

Aus diesem Grund gilt er als Held der ungarischen Geschichte und wird vor dem Haupteingang des Palastes mit einer Bronzestatue geehrt. Die zweite Statue befindet im Nordosten des Palastgeländes. Dabei handelt es sich um den Vogel Turul. Dieses Fabelwesen aus der ungarischen und türkischen Mythologie zeigt Ähnlichkeiten mit einem Adler als auch mit einem Falken.

Matthiasbrunnen beim Burgpalast

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Budapest ist der Matthiasbrunnen an der Nordwand des C-Flügels. Dieser Brunnen, der erst 1904 errichtet wurde, soll die Geschichte von König Matthias Corvinus und des Mädchens Ilona erzählen. Das Bauernmädchen Ilona verliebte sich laut der Legende in Corvinus, ohne seine wahre Identität zu kennen.

Als sie erkannte, um wen es sich bei dem Mann handelte, fiel sie in tiefe Trauer. Über dem Brunnen ist der König als Bronzefigur dargestellt, unter der eine Mädchengestalt sitzt.

 

Ebenfalls sehenswert und ein Genuss für alle Sinne, ist die große Markthalle, in der viele landestypische Spezialitäten und Waren angeboten werden. Ein buntes Treiben, vor allem zur Mittagszeit.  Die eindrucksvolle Halle existiert schon seit 1897 und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Es erinnert mich an eine Bahnhofshalle. 

Budapest ist bekannt für seine opulenten Wellness-Tempel, die sich durch jahrhundertealte Tradition sowie architektonische Raffinesse auszeichnen. Leider haben wir dies auf Grund des Zeitmangels nicht mehr geschafft, aber man braucht ja auch einen Anreiz, um diese facettenreiche Stadt wieder zu besuchen. Széchenyi Thermalbäder sind die größten Heilbäder in Europa. Es gibt insgesamt 21 Schwimmbäder, die sowohl von Frauen als auch von Männern genutzt werden können. Die Bäder haben auch Freibäder, die das ganze Jahr über geöffnet sind.