Sizilien – Eine Insel voller Geheimnisse, Geschichte und Verkehrsrowdys

Für unseren Herbsturlaub beschlossen wir dieses Jahr für eine Woche (16.-23.09.2018) nach Sizilien zu fliegen. Fragst du dich jetzt, warum gerade Sizilien, wo wir letztes Jahr schon eine große Rundfahrt durch Italien unternahmen? Nun, zum einen ist Sizilien anders als das Festland Italiens und zum anderen gab es ein sehr schönes Hotel über Secret Escapes und auch Direktflüge mit Lufthansa. Wenn man wie ich Flugangst hat, dann muss man auf Airlines und Flugzeiten besonders achten.

So entschlossen wir uns, die Insel zwischen Orient und Okzident zu besuchen. Am Sonntag, dem 16.09., hat der Wecker viel zu zeitig geklingelt, aber wir mussten ja noch von Hannover nach Frankfurt düsen. Der Flug mit Lufthansa startete schon 10:00 Uhr. Aus unserer vorherigen Reise nach Faro habe ich gelernt, dass es ratsam ist von vorn herein der Stewardess Bescheid zu geben, dass ich Flugangst habe und so durfte ich auch hier vor dem Start in das Cockpit und mich kurz mit den Piloten austauschen. Irgendwie ist das beruhigend, wenn man Namen auch Gesichter zuordnen kann. Wir plauderten ein wenig über ihre nächsten anstehenden Flüge sowie ihren Urlaub. 

In der achten Reihe nahmen wir Platz und ich versuchte, einfach knapp 2 Stunden ruhig zu bleiben. So richtig gelang es mir nicht, obwohl der Flug absolut ruhig war. Bei der Landung in Palermo traute ich mich sogar aus dem Fenster zu blicken und es sah einfach schön aus: Sonne, Meer, Berge und in ein paar Sekunden wieder Boden unter den Füßen.

Der Flughafen in Palermo ist schon ziemlich süß – dadurch, dass er sehr klein ist, ist er aber übersichtlich, man hat keine unendlich langen Wege und die Koffer sind schnell da.

 

Weiter ging es zu unserer Mietwagenstation „sicily by car“ direkt in der Eingangshalle und auch gleich nebenan stand unser süßer Ford bereit. Da es gerade einmal gegen 13:00 Uhr war, zogen wir uns kurzerhand am Auto um und fuhren Richtung Palermo Innenstadt. Die Strecke dahin war einfach grandios und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dadurch, dass die Autobahnen etwas höher gebaut sind, hat man einen tollen Blick auf die Dörfer, das Meer und die Gebirge auf der anderen Seite. 

In Palermo angekommen waren wir ein wenig überfordert. Wo geht man hin, was schaut man sich an? Leider gab es an diesem Tag keine Stadtführung und so versuchten wir, Palermo auf eigene Faust zu erkunden. Wir entdeckten, dass die Stadt (noch) sehr hübsch geschmückt war und zufällig fiel uns ein Plakat ins Auge – Wirklich? Der Papst war gestern (15.09.) hier?  Papst Franziskus feierte eine Messe vor 80.000 Pilgern in Palermo - Er gedachte damit des 25. Todestages des seligen Giuseppe «Pino» Puglisi. (Der Anti-Mafia-Priester, der sich vor allem um Jugendliche kümmerte, um sie von Drogen und dem organisierten Verbrechen fernzuhalten, wurde am 15. September 1993 von zwei Mafia-Killern erschossen. Der Papst betete für alle Opfer der Mafia. Quelle: https://bit.ly/2pyzgdf)

Tja, nicht schlecht oder? Einen Tag eher und wir hätten diesen Auflauf an Menschen beobachten können, aber es genügte uns auch, dass die Straßen einfach noch total schick geschmückt waren. Am Abend, wenn die Sonne untergegangen ist, muss es noch ein ganz anderer, besonderer Augenblick sein. 

Wir starteten am Teatro Massimo – das Opernhaus und wollten auch auf die Aussichtsplattform, dies ging allerdings nur mit Führung und war mega überteuert. Natürlich muss ich auch an dieser Stelle erwähnen, dass wir seid 03:00 Uhr nachts auf den Beinen waren und Fliegen für uns beide alles andere als Entspannung ist. Wir schlenderten weiter durch kleine verwinkelte Gassen, aber auch vorbei an großen, lauten und vor allem dreckigen Hauptstraßen. Unser Weg führte uns zum Quattro Canti (deutsch: vier Ecken): Hierbei handelt es sich um die Kreuzung der zwei Verkehrsachsen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda, deren Ecken mit barocker Architektur verziert sind. Der offizielle Name lautet Piazza Vigliena, aber Palermitaner reden ausschließlich von Quattro Canti. Eine der vier Ecken befindet sich immer im Sonnenlicht. Die Brunnen in den Sockelnischen stehen für die vier Jahreszeiten. Die Statuen zeigen die Schutzheiligen der damaligen Stadtviertel.

Nachdem wir ein paar Straßen passierten, kamen wir zum Fontana Pretoria, welche sich auf dem Piazza Pretoria, vor dem Rathaus befindet. Sie hat einen Durchmesser von stattlichen 35 Metern und füllt den Platz fast vollständig aus. Sowohl an den einzelnen Becken als auch entlang der Treppenstufen der Fontana Pretoria befinden sich Statuen, welche Flussgötter aus der römischen und griechischen Mythologie sowie Nymphen zeigen. Der überwiegende Teil der Statuen ist gemäß der üblichen Darstellung in der Kunst nackt abgebildet. Um die vielen nackten Brunnenfiguren rankt sich eine amüsante Legende, die ihm den Namen "Brunnen der Schande" verlieh.

Wenn man durch die Stadt spazieren geht, erkennt man oft den arabischen Einfluss, denn die Stadt ist geprägt von einer bunten Mischung unterschiedlicher Kulturen der Architektur. Besonders die Byzantiner, Sarazenen und Normannen hinterließen nach jahrhundertelanger Herrschaft bedeutende Bauwerke.

Wir entdeckten den Königspalast (Normannenpalast), welcher aus dem 11. Jahrhundert stammt. Im Königspalast sitzt heute das Parlament. Allein schon von außen ist der Palazzo Reale ein Augenschmaus und besonders in dem Vorgarten kann man sich in einem schattigen Plätzen ausruhen.  Ein weiteres, beeindruckendes Monument ist die Kathedrale Maria Santissima Assunta des Erzbistums der Römisch-Katholischen Kirche. Die Kirche wurde im Jahre 831 während der Eroberung Palermos durch die Sarazenen in eine Moschee umgewandelt. Um 1072 weihten die Normannen das Gebäude wieder als christliche Kirche und erhoben Palermo zum Erzbistum. (Quelle: https://bit.ly/2QRL9at) Sie ist geprägt durch den byzantinisch-arabisch-normannischen Stil. 
Nach wie vor finden in der Kathedrale Gottesdienste, Trauungen und andere Kirchenfeiern statt, was sie zu einem lebendigen Treffpunkt der Einwohner von Palermo macht. 

Nun neigte sich auch der Tag langsam dem Ende und so fuhren wir eine gute Stunde Richtung Westen, um in unser Hotel „Giardino Di Costanza Resort“ einzuchecken. Die Lage (Mietwagen allerdings Voraussetzung) etwa 7 km außerhalb Mazara del Vallo inmitten von Weinfeldern und Olivenhainen ist traumhaft und ruhig. Als wir ankamen empfing uns eine prächtige Gartenanlage und zunächst freundliches Personal an der Rezeption. Wir bezogen unser erstes Zimmer, direkt über der Küche und mussten leider wieder umziehen. Sehr unfreundlich und grantig war die Frau nun an der Rezeption und musste dies erst mit ihrem Supervisor klären – dieser war aber sehr nett und ging mit uns in ein neues Zimmer, welches absolut ruhig war. Traumhaft. Ausgepackt, ab zum Abendessen: Wir hatten Halbpension in unserem Secret Escape Room und konnten in Menu-Form wählen: 4-Gänge mit Auswahl von zwei Antipasti, zwei primi piati (Vorspeisen) oder Suppe, zwei secundi piati und zwei dolce (Nachspeise). Die Zubereitung und Anrichtung waren hervorragend, wenn auch mengenmäßig nicht immer ausreichend. Eine Flasche Wein fing dann auch bei 24.00 EUR an, aber schließlich waren wir in einem Luxus-Resort, man gönnt sich ja sonst nichts. :D

Totmüde fielen wir dann in unser, großes und bequemes Bett – und was war das? Das Nachbarhaus war anscheinend ein Abwasserpump-Haus oder so was in der Art. Jedenfalls war das Geratter die ganze Nacht zu hören und wir beschlossen, Phil leicht gezwungenermaßen, wieder umzuziehen. Ich war immer noch sehr freundlich an der Rezeption bis die Dame mit den Augen rollte und sagte „Sie sind doch gestern schon umgezogen“ ja und? Nun, der Supervisor blieb freundlich, zeigte uns ein weiteres Zimmer im gegenüberliegenden Trakt und in diesem blieben wir auch – bis kurz vor der Abreise.

Unsere ersten beiden Tage verbrachten wir in Mazara del Vallo am Strand Lido Signorino, denn es gab hier Strandliegen und Schirme. Das Wasser war glasklar und wir fühlten uns wie im Paradies. Der Strandabschnitt kilometerlang, goldig und die Sonne schien. Ab und an hatten wir an den beiden Tagen ein paar dunkle Wolken, aber das haben wir ausgesessen bzw. geschlafen. Der Strand ist wirklich zu empfehlen, vor allem, weil es hier absolut sauber ist. Man fährt allerdings 30 min. Das Hotel bietet in der Hauptsaison auch einen Shuttletransfer an den eigenen Strandabschnitt an.

Am Mittwoch wussten wir laut Wetterapp, dass es regnen soll – aber wir wussten auch, dass sich das Wetter minütlich auf dieser Insel ändern kann und es selten tatsächlich bei dem angekündigten Wetter blieb. So fuhren wir auch an diesem Tag wieder zu unserem liebgewonnenen Strand. Als wir ankamen verschlechterte sich allerdings das Wetter rapide und in der Ferne konnte man die schon fast schwarzen Wolken sehen, Blitze durchzuckten den Himmel – ein wahres Naturschauspiel. Wir beobachteten dies eine Weile bis der Regen immer näher kam, rannten zum Auto und saßen genau in dem Moment drin, als es richtig losging. Noch mal Glück gehabt, wer will schon von oben nass werden, vor allem, wenn keine Sonne mehr da ist :D

Wir haben in strömenden Regen die Gegend mit dem Auto erkundet, waren im Supermarkt Conad einkaufen und haben.. tadadaaaa.. Hundefutter gekauft. Auf unserer Strecke zum Hotel begegneten uns einige Hunde und diese wollten wir für ein paar Tage glücklich machen. Ich glaube, es ist uns auch gelungen. Nachmittags trafen wir wieder im Hotel ein und nahmen unsere kostenfreie Wellness-/Sauna-/Entspannungs-Stunde wahr. Am späten Nachmittag fuhren wir sogar noch einmal in die Stadt Mazara, um ein wenig shoppen zu gehen.  Wusstest du, dass Mazara auf der ganzen Welt für seinen Wein berühmt ist? Ich wusste es nicht, aber der Wein war wirklich sehr lecker. Nun, die Stadt hat auch einer der größten sizilianischen Häfen und das größte Fischereizentrum auf der Insel – sogar das Größte in ganz Italien. Wir schauten uns die Stadt an, waren kurz zu Gast auf einer sizilianischen Hochzeit und tranken den leckeren „Crema di Café“, ehe es am Abend wieder ins Hotel ging.

Übrigens sieht man an fast jeder Straße Obsthändler. Vor allem eimerweise Honigmelonen und Pfirsiche wurden gerade angeboten.

Für Donnerstag war auf der Wetterapp auch wieder Regen angekündigt und so entschieden wir uns, die Insel ein wenig zu erkunden und Richtung Süden nach Agrigent(o) zu fahren, um das Tal der Tempel zu besuchen.

 

Gestärkt vom Frühstück und mit gepackten Sachen fuhren wir über die Autobahn SS115 nach Agrigento.. und umso weiter wir in den Süden kamen umso mehr blauer Himmel kam zum Vorschein und die Temperatur kletterte hoch. Am Parkplatz angekommen schien die Sonne in ihren schönsten Farben und wir hatten um die 30 Grad – aber egal, pflichtbewusst suchten wir den Eingang und stellten uns an die endlose Warteschlange an. Fast eine Stunde standen wir, weil die Damen und Herren wohl unterbesetzt und überfordert waren.

Hierzu gleich ZWEI heiße Tipps:

Erstens: Die beste Zeit, das Tal der Tempel anzusehen ist früh am Morgen und in den späten Abendstunden. Wir waren zur Mittagszeit da und es gibt kaum Schatten, dank ein paar Windlüftchen haben wir es aber geradeso aushalten können.

Zweitens: Ticket online buchen. Das erspart die lange Warteschleife, denn für Online-Reservierungen gibt es einen extra Eingang.

Wenn keine modernen Ausstellungen im Tal der Tempel sind, kostet der Eintritt 10.00 EUR. (Garten und Museum müssen extra bezahlt werden). Ein Audioguide lohnt sich auf alle Fälle. Zwar erhält man ein kleines Prospekt, aber hier findet man keine weiteren Erklärungen.

Wenn man endlich sein Ticket hat, kann man nun entscheiden, ob man mit einem elektronischen Taxi zwei Kilometer „nach oben“ fahren möchte (was für eine Ironie mit „das Tal der Tempel“, es müsste heißen „Die Tempel auf den Bergen“) oder diese läuft. Im Nachhinein empfiehlt es sich, mit dem Taxi hoch zu fahren (3.00 EUR pro Person) und von oben nach unten zu laufen.

 

Wir haben das Taxi nicht genommen, da keiner von uns rechnete, dass es so heiß und doch so bergauf gingen würde.

Nichtsdestotrotz kann ich sagen, dass uns diese archäologische Stätte einfach umgehauen hat. Nicht nur die Landschaft, in der das Tal der Tempel (oder die Tempel auf den Bergen) zu sehen sind beeindruckend, sondern auch die sehr gut erhaltenen Funde.

Zu Beginn sieht man von weitem schon den Dioskurentempel, dahinter die Stadt Agrigent auf dem Berg. Obwohl der Dioskurentempel im Gegensatz zu den anderen Tempeln nur eine ziemlich willkürliche Rekonstruktion ist, gehört er doch zu den meist fotografierten Objekten im Tal der Tempel. Aber allein dieses Panorama ist so beeindruckend, das mir einfach die Worte fehlen. Heute kann man nur erahnen, wie mächtig und eindrucksvoll die Tempel in der Antike gewirkt haben müssen. 

Der Weg und der Audioguide führen uns weiter zum Heraklestempel – schon von weitem kann man die 8 noch bestehenden Säulen erblicken, die von der Stärke des nationalen Heldens Herakles zeugen.

Und dann entdecken wir ihn: den Concordiatempel -wow, schon das Zulaufen auf den Tempel ist einmalig. Der {Tempio della Concordia} zählt zu dem besterhaltenden und schönsten griechischen Tempeln der Welt. Erst, wenn man vor dem Tempel steht, kann man die Ausmaße ein wenig nachvollziehen. (Gesamtfläche von ca. 843 Quadratmetern / Höhe von 13,4 Metern). Auch hat man vom Tempel aus eine tolle Aussicht auf die Landschaft Siziliens in Richtung Süden. Hier sollte man wirklich etwas länger Verweilen und dieses Monument komplett auf sich wirken lassen.

 

Vor dem Concordia-Tempel liegt seit 2011 eine Bronzeskulptur des polnischen Bildhauers Igor Mitoraj, die den Sturz des Ikarus darstellt. 

Im Tal der Tempel kann man wirklich viel entdecken, daher sollte man sich hier mindestens drei Stunden Zeit nehmen. Wir gingen vorbei am Römischen Tempel und an der Südlichen Stadtmauer Richtung Heratempel. Dieser Tempel ist dann auch das Ende oder der Anfang, je nachdem aus welcher Richtung man die Führung beginnt. 

Beeindruckend an diesem Monument ist nicht nur seine Größe, sondern auch, dass an der südlichen Längsseite noch Reste der weißen Putzschicht, die damals den gesamten Unterbau und die Säulenschäfte zum Schutz gegen den salzigen Meerwind verkleidete, zu sehen sind.

 

Der, Templo de Juno erhebt sich auf einem vierstufigen Unterbau, der wie beim Concordiatempel zum Ausgleich des Geländes auf einem Sockel errichtet ist. Heute stehen 25 von den ehemals 34 Säulen der Ringhalle.

Ich schreibe dies hier etwas ausführlicher, weil mich das Tal der Tempel einfach absolut fasziniert hat und ich noch mehr Stunden hätte verbringen können. Auch am „Ende“ des Templo de Juno kann man sich dafür entscheiden, mit einem Taxi wieder zum Parkplatz gebracht zu werden. Auch hier entschieden wir uns dagegen, gingen die Kilometer zu Fuß, gaben unsere Audioguides ab und fuhren mit dem Auto weiter. 

Unsere nächste Tour an diesem Tag führte uns nach Catabellotta, in ein Bergdorf auf 950m Höhe und mit 7000 Einwohnern. Allein der Weg zu dieser atemberaubenden Region ist fantastisch. Man schlängelt sich mit dem Mietwagen die Serpentinen hoch, vorbei an Olivenhainen und Weinhängen.  Unser kleiner Ford kommt ganz schön an seine Grenzen, Philipp auch, lässt uns aber nicht im Stich. Immer wieder wird unser Blick sowohl nach oben zu den Häusern in und am Felsen gerichtet als auch nach unten, wo wir eine sagenhafte Aussicht auf die Insel haben. Umso höher wir mit dem Auto kommen, umso kälter wird es auch. Langsam verschwand auch die Sonne und das Bergdorf versinkt in Wolken und wirkt dabei noch gespenstischer. Unser Ziel ist die Kirche, ganz oben auf dem Berg. 

Leider müssen wir den beschwerlichen Weg durch die engen, mega steilen Gassen kurzerhand abbrechen und gehen die restlichen Meter zu Fuß. In den Fotos kommt es gar nicht so steil rüber, aber glaub mir, es war wirklich sehr, sehr, sehr steil! Aber jeder Aufstieg wird immer belohnt. Von der Klippe aus kann man die südliche Küste Siziliens sehen die von Marsala bis nach Agrigento reicht und auf der anderen Seite das Tal del Verdura mit seinen vielen kleinen Dörfern.

Phil will natürlich noch höher hinaus und beschließt kurzerhand, den Berg/ Felsen mit seinen etwas in die Jahre gekommenen Stufen zu besteigen. Geduldig wartete ich auf ihn, habe mich aber im Nachhinein sehr geärgert. Denn: Eine noch beeindruckende Aussicht erwartete ihn auf der Felsspitze. Nicht nur der Auf- und Abgang waren schon ein Highlight. Nein, oben angekommen konnte Phil ganz Sizilien sehen, indem er sich nur einmal im Kreis drehte. 

Nachdem er wieder heil bei mir ankam und mir seine Bilder und Videos zeigte, war ich schon neidisch. Wir besuchten noch den Marktplatz und stärkten uns bei sehr moderaten Preisen ehe wir wieder den Heimweg antraten. Auch hier wäre ich gern noch länger geblieben aber man darf nicht vergessen, umso weiter runter man läuft und sich vom Auto entfernt – umso mehr muss man wieder hochlaufen (weise Worte, oder?) Kaputt und mit total vielen, neuen, noch gar nicht richtig realisierten Eindrücken kamen wir im Hotel an, aßen und vielen in einen langen Dornröschenschlaf.

 

Der nächste Tag, Freitag der 21.09., suchte uns in der Nacht schon ein Gewitter heim und auch am Tag wollte der Regen sich nicht so recht verziehen. So beschlossen wir, Richtung Norden nach Trapani zu fahren, uns die Stadt anzusehen und dann gegebenfalls weiter nach Erice zu fahren. 

Unser Handynavi leitete uns über Feldwege entlang an Weinhängen, durch unberührte Natur und vorbei an stillgelegten Brunnen und Ruinen. 

 

 

Irgendwann kamen wir tatsächlich in Trapani an: Natürlich bei Regen. Haben wir uns geärgert. Natürlich hatten wir keinen Schirm mit. Wer rechnet denn auch damit, dass es im Sommer auf Sizilien regnet? Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte, wagten wir uns aus dem Auto und liefen ins Centrum der Stadt. Leider waren wir auch hier wieder zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt da. Denn die Italiener halten bekanntlich ihre Siesta ab 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Also kehrten wir zunächst in ein kleines süßes Kaffee und aßen eine der vielen Sizilianischen Spezialitäten: Cannoli – „kleines Rohr“ – Frittierte, knusprige Teigrolle mit einer süßen Füllung aus Ricotta. Himmlisch.

Nach dieser Stärkung und langsam aufkommenden Sonnenstrahlen liefen wir durch die Stadt. Wir haben eine Hochzeitsfeier beobachtet, uns das Rathaus angesehen und die wirklich süßen Kaffees bestaunt. Viele Touristen waren an diesem Tag unterwegs, aber irgendwie kamen wir nicht so richtig auf Trapp und waren von dem Wetter etwas genervt. So beschlossen wir, einfach zurück zu fahren (denn in Sizilien weiß man ja nicht, wie das Wetter 5km weiter ist) und um uns noch einmal an unserem liebgewonnenen Strande zu setzten. Gesagt getan – als wir ankamen hatten wir noch eine schöne Stunde an diesem Strand und Phil wagte sich sogar noch mal in die Fluten. Für den nächsten und unseren letzten Tag schworen wir uns: Komme was wolle, wir fahren dahin, wo die Sonne scheint und haben noch einmal einen richtigen, erholsamen Strandtag.

 

Aber zuerst wartete noch eine Überraschung in unserem Hotel. Als wir in die Halle traten, kam sogleich der Supervisor auf uns zu mit einer sehr ernsten Mine. Das kann nichts Gutes bedeuten, oder? Natürlich nicht! Da es in der vorhergehenden Nacht so sehr regnete waren ein paar Zimmer, unter anderem auch unseres, beschädigt, das heißt, es hatte durchgeregnet. Wir mussten unsere Sachen packen und wurden in ein anderes Zimmer gebracht. Ist ja kein Problem, aber es war schon sehr spät, wir hatten Hunger und waren leicht genervt. Das Zimmer war ein Upgrade, es stand bereits frisches Obst bereit und wir bekamen eine Flasche Wein. Nachdem wir dann endlich in unser neues, weiches, großes Bett gefallen sind, freuten wir uns auf den nächsten Tag. Der nächste Tag: Regen! Egal – wir fuhren Richtung Süden 

 

Der Weg mit unserem kleinen Rallyeauto gestaltete sich etwas matschig, da durch den vielen Regen die Straßen zu Schlammstraßen wurden. Aber wir kamen dann doch tatsächlich mit einem braunen Auto, statt mit einem, im Normalzustand weißem Auto, an. Wir hatten uns den Strand herausgesucht, weil hier die Möglichkeit bestand, Liegen und Sonnenschirme zu mieten. Wir kamen an und die Sonne schien. Es waren noch keine weiteren Menschen/ Touristen am Strand obwohl es schon gegen 11:00 Uhr (Fahrzeit ca. 1h). Wir mieteten uns die Liegen und stürmten ins Wasser. Klar, das Wasser war ein wenig aufgewühlt, aber immer noch sehr sauber und mit ein paar Wellen, macht das Baden ja noch mehr Spaß. Plötzlich verdunkelte es sich am Himmel und mit einem Mal meinte es Petrus einfach nicht gut mit uns – es regnete und wir liefen schnell in das Restaurant. Erstaunlicherweise hatte diese süße Bar schon ein paar Gäste und so vergnügten wir uns mit Cocktails und Café – man gönnt sich ja sonst nichts. Ich kann dieses Restaurant/Strandbar nur absolut empfehlen. Wo sonst bekommt man sonst echte italienische Speisen und leckere Cocktails (für 4.00 EUR) und hat einen wunderbaren Ausblick auf das Mittelmeer. Mittlerweile kannten wir die Insel und wussten, dass diese kleinen Wetterlaunen schnell vorübergehen, man muss einfach geduldig sein. Nach 30 min und 4 Cocktails später kam die Sonne wieder heraus und wir gingen zurück auf unsere Liegen und ab ins Wasser. Mittlerweile waren auch weitere Gäste da und genossen die Sonne. 

 

Am Nachmittag spazierten wir noch ein wenig am Strand entlang und uns fiel auf, dass es für dieses Jahr das letzte Mal ist, dass wir am Strand bzw. am Mittelmeer sind. Ohje, Herzschmerz. Daher waren wir uns schnell einig, dass das Abendessen heute im Hotel ausfällt, wir den Sonnenuntergang genießen werden und abends in der Strandbar essen.  Durch den vorhergehenden Regen und leichten Wind waren auch keine Wolken mehr am Himmel und wir hatten damit eine grandiose Aussicht auf den Sonnenuntergang. Langsam knurrte unser Magen und wir gingen in die Strandbar – dass das Personal kaum bzw. gar kein englisch sprach, wussten wir bereits. Die Karte war aber zum Glück auch auf Englisch. Nichtsdestotrotz habe ich am Ende, unabsichtlich möchte ich an dieser Stelle betonen, Lobster bestellt und sogar gegessen und das Ganze für total moderate Preise. Wir hatten einen wunderschönen Ausklang. Leider ist jeder Tag irgendwann zu Ende und so traten wir schweren Herzens die Heimreise an. Bevor wir aber im Hotel ankamen musste unser Ford noch von seiner braunen Farbe befreit werden, damit er wieder glänzt. 

Am Sonntag, den 23.09.2018, stand also die Abreise bevor. Mit mulmigen Bauchgefühl gingen wir zum Frühstück, konnten kaum was essen, weil wir die Wettervorhersage für Frankfurt gelesen haben und die bedeutete nichts Gutes: Unwetterwarnung Stufe 8

 

Der Weg zum Flughafen war wieder sehr schön und bei bestem Wetter, die ganze Zeit lachte die Sonne. Unser Flieger startete pünktlich. Auch hier durfte ich zuvor wieder mit den Piloten sprechen. Es ist irgendwie wirklich etwas beruhigend, wenn man zu den Namen auch Gesichter zuordnen kann. Dieses Mal saßen Phil und ich getrennt, das heißt, beide in der gleichen Reihe aber beide am Gang vom A320 der Lufthansa. Vor dem Start sprach ich meine Nachbarin an, die in ihr Buch vertieft war und sagte ihr, dass es über Frankfurt etwas holprig werden kann und ob sie sich dann mit mir unterhalten würde. Prompt legte sie ihr Buch weg, und fing an, mit mir zu schnattern. Mit Annie verging die Zeit wie im Flug (was für ein Wortspiel). Wir erzählten über Reisen, über Secret Escapes und gaben uns sogar gegenseitig Tipps. Circa 30 Minuten vor der Landung merkte man schon, dass nun das Unwetter das Flugzeug fest im griff hatte. Das Flugzeug wackelte – ich fühlte mich wie in einer Achterbahn, die einfach nicht aufhörte. Links, Rechts, Oben, Unten, Runter Hoch. Mir kam es vor, wie in einem schlechten Film. Ich vergrub mein Gesicht in Annies Schulter, sie hielt meine Hand und hat behutsam auf mich eingeredet – auch die Stewardess kam ab und an und schaute bei mir nach dem Rechten. Wir landeten kurz nach 16:00 Uhr – über 70 Flüge wurden wegen des Sturmes gecancelled und als wir endlich den Boden erreichten, merkte man, dass doch alle angespannt waren, denn es wurde applaudiert. Und ich habe schon lange nicht mehr erlebt, dass sich für einen Flug von den Passagieren bedankt wurde. Langsam senkte sich auch mein Puls, Phil bekam wieder Farbe und wir waren auch fast die Letzten, die das Flugzeug verließen. Ich glaub, wir waren beide noch nie so glücklich, angekommen zu sein. 

Fazit: Sizilien ist eine wunderschöne Insel. Das Wetter ist nicht immer einzuschätzen, aber egal ob Palermo oder Catania – es gibt verdammt viele schöne und interessante Ecken. Den Müll an den Straßen kann man leider nicht schönreden und auch viele Hunde laufen frei rum. Jedoch werden diese von den Sizilianern geduldet und nicht vertrieben.

Ich war vor vielen Jahren schon einmal in Sizilien, damals sind wir in Catania gelandet, besuchten Taormina und natürlich den Ätna – beide Attraktionen waren für uns dieses Mal zu weit entfernt. Aber mein persönliches Highlight ist trotz der Touristenattraktion das TAL DER TEMPEL.

 

 

Wenn du dich schon immer mal fragtest, was es mit der Mafia auf sich hat oder warum es eigentlich so viele Straßenhunde gibt? Oder warum es Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt, sich aber niemand daran hält? Dann schau doch mal bei Fakte oder Fake – Sizilien nach.