Watt will man Mee(h)r

Die Weiten des Meeres sind unergründet und bringen Forscher und Wissenschaftler immer wieder neue Erkenntnisse.  

Spontan entschlossen wir uns zu einem Kurztrip an die Nordsee: genauer gesagt an die Nordfriesische Nordsee- Nordstrand.

Sicherlich kann man viele Tage an der Nordsee verbringen – vor allem bei schönem Wetter, ruhiger See und warmen Temperaturen. Davon blieben wir leider im Wonnemonat Mai verschon. Und so planten wir einen kurzen, straffen Wochenendtrip. Mit der Ankunft in Nordstrand Freitagnachmittag hatten wir eine Schifffahrt „Weltnaturerbefahrt zu den Seehunden inkl. Seetierfang“ (https://www.adler-schiffe.de/ab-nordstrand/seehunde.php) gebucht. Leider meinte es Petrus an diesem Nachmittag nicht so gut mit uns. Ständige Regengüsse mit starkem Wind wurden uns zum Verhängnis – denn als wir am Hafen ankamen wurde uns mitgeteilt, dass die Tour abgesagt werden musste. Mit hängenden Köpfen verließen wir den Hafen und überlegten fieberhaft, wie wir nun unsere Termine umplanen könnten. Komischerweise gibt es nur ganz wenige Schifffahrten samstags, die zu den Seehunden fahren und die Ablegeorte der Schiffe waren auch Kilometerweit von Nordstrand entfernt. Damit wir den Kopf erst einmal frei bekommen, wanderten wir entlang des Deiches an der Nordsee. Vorbei an grasenden Schafen und spielenden Lämmern genossen wir die Einsamkeit und die Landschaft.

Starker Wind und kalte Temperaturen erschwerten uns das Vorankommen und so kehrten wir in einem Imbiss ein und aßen ein verdammt leckeres Fischbrötchen. Gestärkt und die Haare vom Winde verweht rannten wir zum Auto und fuhren erst einmal in unser Hotel.  

Im Hotel und Pension Morsum (Morsumkoogstraße 3, 25845 Nordstrand) wurden wir vom Besitzer sehr nett begrüßt. Nachdem wir unser neu renoviertes Zimmer bezogen hatten (Zimmer 3) und die Frisur richteten machten wir uns auf den Weg nach Husum in ein Fischrestaurant „Gaststätte Compass“- direkt am Hafen. Das erste Mal in unserem Leben aßen wir die berühmten Nordseekrabben – eine norddeutsche Delikatesse. Der Geschmack ist sehr intensiv, interessant, aber nicht unserer. Aber man muss ja alles mal ausprobieren. Der Abend verging und wir schlenderten am süßen Hafen entlang ehe wir wieder ins Hotel fuhren.

Am nächsten Tag lachte schon beim Frühstück uns die Sonne direkt ins Gesicht. Das musste ja nur ein guter Tag werden. Gestärkt starteten wir bereits 09:20 nach Lüttmoorsiel, denn wir hatten uns bei  Karl-Heinz Raddatz zu seiner Wattexkursion angemeldet („Wattexkursion: Wattwurm, Krabbe und mehr ... Spurensuche vor Lüttmoor“  https://www.husum-tourismus.de/Media/Veranstaltungen/Wattexkursion-Wattwurm-Krabbe-und-mehr-Spurensuche-vor-Luettmoor-Wanderungen-Fuehrungen)

 

Natürlich hatten wir uns zu Hause noch Gummistiefel bestellt. Ich fiel auf – wer sonst trägt schon rote Gummistiefel :D In den Sommermonaten kann man Wattwanderungen natürlich auch Barfuß machen, jedoch ist auch hier dann Vorsicht geboten. Muscheln, Austern und Krebse können scharfkantig und „frech“ sein.

Gute zwei Stunden ging die Wattwanderung, welche für Beginner und Jene, die das Watt erst einmal ein wenig kennenlernen möchten, genau richtig ist. Es gibt sehr viele Wattwanderungen, auch zu Halligen. Die Touren dauern aber auch dementsprechend lange bei einer Entfernung von circa 10km – daher sollte man schon etwas geübter sein.

 

Wir können die Tour von Herrn Raddatz absolut empfehlen. Er ist ein Unikat und mit Leib und Seele dem Naturschutz verbunden. Jede Frage konnte er beantwortet und erklärte das Watt sehr ausführlich. Die Tour ist so getacktet, dass man die Flut erlebt und sieht, welche Kraft das Wasser hat und wie schnell es plötzlich wieder da ist. 

Um überhaupt zu dem Treffpunkt zu gelangen, mussten wir vom alten Deich zum neuen Deich fahren. Auf diesen vier Kilometer endloser Weite (Naturschutzgebiet natürlich) gab es für uns so viel zu entdecken, dass wir auf dem Rückweg hier und da verweilten. So viele Vogelarten sind hier vertreten: Nicht nur ganz unterschiedliche Entenarten kann man beobachten, man trifft auch auf Schwäne, Kibitze, Seeadler etc. und tausende und abertausende Gänse.

 

So viele kontrastreich schwarz, grau und weiß gezeichnete Gänse rasten auf küstennahen Weiden und Feldern. Diese östliche Population zieht weiter nach Novaja Semlja, Spitzbergen oder in Teile Ostgrönlands um dort zu brüten. Im Herbst ziehen sie über die Ostsee und entlang der Nordseeküste und überwintern hauptsächlich in den Niederlanden.

Wenn man ganz aufmerksam die Straße entlangfährt, kann man sogar an verschiedenen, angelegten Teichen Vogelbeobachtungshütten sehen und von hier die Tiere noch viel besser beobachten.

Prinzipiell gilt bei einem Nordseebesuch: Nie ohne Fernglas.

Nach einer kleinen Stärkung fuhren wir ins Multimar Wattforum (https://multimar-wattforum.de/). Das Museum ist total modern gestaltet und zeigt viele interessante Fakten und Daten rund um das Wattenmeer, das Weltnaturerbe sowie seiner Flora und Fauna. Es ist nicht nur für Kinder geeignet, auch Erwachsene kommen absolut auf ihre Kosten. So kann man nicht nur winzige Wattbewohner oder Fischschwärme beobachten, man kann auch erforschen, wie die Natur „funktioniert“ oder auch einzelnen Tiergeräuschen lauschen. Aufgeklärt wird man vor allem im Untergeschoss über die Fischerei. Ganz besonders erschreckend waren für uns die unterschiedlichen Netzfangmethoden, die von den großen Konzernen eingesetzt werden. Ein Netz war so groß, dass 14 Jumbos(!) problemlos Platz finden würden. Traurig ist auch, dass es bei jeglicher Art des Netzfanges so viel Beifang gibt. Das heißt, dass andere Tierarten mit in das Netzt gehen, die nicht verkauft werden (können). Diese Tierchen werden, ob Tot oder lebendig, wieder in das Wasser geworfen. Vor allem die kleinen Fischer(eien) versuchen, neue Methoden anzuwenden, um so wenig Beifang wie möglich zu haben, den großen Konzernen wiederum ist das (fast) egal.  Daher gilt: Wenn Fisch in den Supermärkten gekauft wird, dann bitte auf das MSC Siegel achten. 

Zu guter Letzt haben wir uns noch eine kurzweilige Dokumentation über das Wattenmeer angesehen. Darin wurde besonders der Leuchtturm hervorgehoben. Somit war unser nächstes Ausflugsziel für den Abend sicher. Auf zum Leuchtturm.  Da aber noch etwa Zeit bis Sonnenuntergang war,  machten wir einen kleinen Abstecher zum Strand von Sankt Peter Ording: WOW! Wer hätte gedacht, dass dieser Strand sooo traumhaft schön ist? Sand wie an der Ostsee, Strandkörbe und Weite soweit das Auge reicht. Es war einfach Traumhaft. Wir verkrochen uns vor dem Wind im Strandkorb und genossen bei einem leckeren Getränk die Sonne. 

Rechtzeitig für den Sonnenuntergang erreichten wir dann auch unser Ziel. Nachdem wir den Deich erklommen und ein paar Schafen „Hallo“ sagten, sahen wir auch schon den Turm. Leider trennte uns locker noch mindestens ein Kilometer Naturschutzreservat vom Leuchtturm. Die untergehende Sonne stand leider Anfang Mai auch noch nicht so perfekt, dass wir ein gemeinsames Bild mit dem Leuchtturm hätten machen können – einen tollen Ausblick hatten wir trotzdem allemal. Wir verweilten kurz, sahen tausenden von Gänsen beim Futtern zu und fuhren langsam wieder zurück zu unserem Hotel. 

Normalerweise war für Sonntag ein Besuch in der Seehundstation Friedrichskoog (https://seehundstation-friedrichskoog.de/de/) vorgesehen. Hier finden täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, Fütterungen statt und man kann die Heuler, Seehunde und Kegelrobben beobachten und den kompletten Bereich erkunden. Da wir aber am Freitag keine Schifffahrt zu den Seehunden machen konnten, entschlossen wir uns kurzerhand dazu, dies in Büsum nachzuholen. Wir wussten von vorn herein, dass unsere geplante Tour von Freitag besser gewesen wäre, als die in Büsum aber wir wollten einfach mal Seehunde in freier Wildbahn sehen.

 

So fuhren wir Sonntag von Nordstrand nach Büsum, gingen in der Hafenstadt noch etwas bummeln und starteten kurz vor 15:00 Uhr mit der Schifffahrt (http://www.adler-eils.de/schiffstouren/fahrt-zur-seehundsbank/). Obwohl das Schiff doch etwas größer war, spürte man nach ein paar Kilometern offener See die starken Wellen. Sie waren nicht sonderlich hoch, vielleicht 1,5m, trotzdem schwankte das Boot von einer Seite zur Anderen. Nach einer knappen Stunde und leider nur einer kurzen Vorstellung vom Kapitän, sahen wir schon die große Sandbank. Mit unseren Ferngläsern bewaffnet gingen wir auf die rechte Seite des Bugs und versuchten etwas zu erkennen. Anfangs sahen wir nur Steine… viele Steine – doch umso näher wir kamen umso schneller wurde uns bewusst, dass es keine dicken Steine waren, sondern... Seehunde! Wir fuhren knapp 300 Meter an die Sandbank heran und konnten dann die Seehunde bei ihrem Treiben beobachten. Viele von ihnen genossen einfach die Sonne, ein paar Heuler waren auch dabei, welche sich an ihre Mama schmiegten und ein paar ganz verrückte Seehunde spielten und tauchten im Wasser.

Während wir die Seehunde beobachteten, stellte uns sich die Frage, weswegen diese putzigen Tiere ihre Flossen immer nach oben machen, wenn sie am Strand chillen: Richtig, Sie chillen, entspannen einfach ;)

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Seehunde und Robben?

Antwort: Robbe ist der Oberbegriff für mehrere Arten, Seehund ist eine Art. Robben werden in drei Familien unterteilt: Ohrenrobben, Hundsrobben (ohne sichtbare Ohrmuscheln) und das Walross. Seehunde und Kegelrobben gehören zu den Hundsrobben und haben sich aus otterähnlichen Vorfahren entwickelt.

 

Leider hat man zur Beobachtung nur circa 20 Minuten Zeit. Daraufhin dreht das Schiff wieder ein und fährt, Kommentarlos, eine ganze Stunde zurück. Alles in allem war die Fahrt ok, für 22.00 EUR pro Erwachsenen aber übertrieben teuer. Wenigstens hatten wir an diesem Tag Glück mit dem Wetter. Sogar die Sonne schien und auf der Rückfahrt machten wir es uns auf dem Heck bequem und genossen den Wind, die Sonne und das Tucker-Geräusch des Schiffes.

Leider war mit dem Anlegen des Schiffes auch unser Kurztrip vorbei und wir fuhren nach Hause. Dies war sicher nicht unser letzter Besuch!