Luleå- WO ABENTEUER IN DER LUFT IST

Glücklicherweise ist unser tolles Ferienhaus direkt an einem See gelegen, etwas abseits von Lulea sodass wir, bei klarem Himmel, von der Terrasse aus das Licht sehen sollten! Die Gegend haben wir auch umgehend erkundet und unsere "Gastfamilie" Kristina und Kenneth haben uns erzählt, dass man hier auch Rentiere und Elche beobachten kann. Es bleibt spannend.

Nachdem wir nun unser hübsches und gemütliches Ferienhaus am See bezogen haben, erwarten uns die kommende Woche viele Abenteuer und sportliche Aktivitäten:

Am Sonntag (18.03.) mussten wir uns tatsächlich den Wecker stellen, damit wir pünktlich und gestärkt auf der Huskyfarm Lulea Adventure ankommen.

 

Huskys? Ja, richtig – wir haben über Lulea Travel bereits in Deutschland viele unserer Touren im Voraus gebucht – und eine Schlittenfahrt mit Huskys durch unberührte Natur ist einfach eines der Ereignisse, welche man hier in Lappland nicht verpassen darf.

Die Huskyfarm ist ein familienbetriebenes Unternehmen von einem Italiener und einer Schwedin (und einem französischem Austauschstudenten). Es waren nur Phil und ich für diesen Tag angemeldet und so starteten wir auch gleich mit einer kurzen Einführung, wie man den Schlitten bedient. Wir dachten vorher, wir fahren mit ihm erstmal raus, er zeigt uns wie es funktioniert und dann nach einer Weile übernehmen wir. Aber nix da: Es ging gleich aufs Ganze und Phil musste ohne Training den Schlitten mit 8 Hunden übernehmen: „Ja, da ist die leichte Bremse, da ist die harte Bremse, dort der Anker wenn wir stehen bleiben. In den Kurven machst du einfach so (zur Seite lehnen) und ansonsten bleib einfach immer dran.“ So viel zur kurzen Einführung. Und dann gings los. Wir waren ziemlich nervös, haben wir so etwas vorher doch noch nie gemacht.

Es folgte aber zunächst einmal ein kleiner Rundgang und Kennenlernen der 28 sibirischen Huskys, darunter 6 Welpen aus dem letzten Jahr. Was für Majestäten  -  und alle waren genauso aufgeregt wie wir, aber sicher aus verschiedenen Gründen.

Mauro, unser italienischer Guide, spannte vor seinen Schlitten sechs Hunde, wir bekamen Acht. Unsere Anführerin war Laika und so lernten wir auch, dass die ersten beiden Hunde vor dem Gespann, die Hunde sind, welche am Besten auf die Kommandos hören und die letzten beiden Hunde sind Jene, welche am Kräftigsten sind.

 

Alle Hunde startklar? Ok, Bremse hochnehmen und auf Kommando – Hopp -  der Schlitten wurde kräftig angezogen, die Hunde waren voller Energie und so sprinteten wir in die ersten beiden Kurven. Puh, das war der schwerste Teil, hier das Gleichgewicht zu halten, aber dann fuhren wir durch Wald und Flur, unberührter Natur und einer traumhaften Aussicht. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie beeindruckend ich dies fand (und das wird mir noch öfters passieren, dass ich nicht die Worte finde).

Leider waren es an dem heutigen Tag Plusgrade und das ist nicht sehr angenehm für die Hunde. Daher reduzierten wir unsere zwei Stunden Tour auf eine Stunde.

 

Nachdem wir wieder auf der Farm ankamen, standen schon heiße Getränke und Essen bereit. Aber zunächst gab es Streicheleinheiten für jeden Husky, der unseren Schlitten zog – und da war sie – meine Liebe auf den ersten Blick. Schockverliebt in Kiara. Was ich auch versuchte, Mauro wollte sie mir nicht mitgeben :D 

Wir unterhielten uns mit Händen und Füßen sowie Handyübersetzter mit Mauro. Später gingen wir noch einmal zu den Hunden und ich bin zu den Welpen in den Käfig und habe mit ihnen gespielt – eigentlich ist das immer Phils Aufgabe, der Spielkamerad zu sein, ich bin immer die Leckerlietante. Der Abschied fiel uns sichtlich schwer, am Liebsten wären wir noch Stunden dageblieben. 

Unser Weg führte uns aber in die Innenstadt Luleas und wir schlenderten durch die Straßen. Lulea ist die Hauptstadt Norrbottens in Schweden und mit 45.000 Einwohnern die größte Stadt im schwedischen Teil Lapplands. Sie hat einen bedeutenden Hafen und eine technische Universität. Da die Ostsee hier oben im Winter komplett gefriert ist der Hafen Luleas der einzige, der mittels Eisbrecher eisfrei gehalten wird.

 

Wir schlenderten zum  Dom, der ein wunderschönes Beispiel für neugotische Kreuzkirchen-Architektur ist, vorbei an kleinen Läden bis zum alten Hafenkran – nebenan befindet sich eine Schaukel in Herzform, welche als Fotomotiv dient. Hier befindet sich einer der Ausgangspunkte für die Isbanan (Eis-Strecke) – aller erdenklichen Wintersportarten kann man auf dem zugefrorenen See nachgehen und die Schlitten, mit denen man über das Eis gleiten kann, stehen kostenfrei zur Verfügung.

Nach einer Stärkung in unserem Häuschen zogen wir dick eingemummelt gegen 21:00 Uhr noch einmal los und gingen auf Polarlichterjagdt – weit mussten wir nicht fahren.

Und für dieses Ereignis fehlen mir wieder die Worte.

Zwar hatten wir in Umea schon den ersten Eindruck der Polarlichter bekommen, aber Aurora hatte in dieser Nacht einen wahren Tanz in all ihrer Pracht für uns aufgeführt.

Direkt über uns tänzelten die Lichter in Grün, Violett und Weiß, so nah, als könnten wir danach greifen und so einzigartig, dass es uns die Sprache verschlug. Gebannt starrten wir gen Himmel und konnten es gar nicht glauben, was wir sahen. Dieser Moment, wenn du dir plötzlich Fragen über das Universum stellst, wenn du deinen Augen nicht traust und wenn du deine Fußspitzen nicht mehr spürst – wenn du dein Glück kaum fassen kannst und dir die Worte fehlen, dann hast du die Polarlichter gesehen.

 

Oder anders gesagt:

„Die Sonne sendet praktisch einen Luftkuss an die Erde, der in Form von bunten Lichtern am Himmel sichtbar wird.“ (quelle: https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/1186-rtkl-interview-wie-polarlichter-entstehen)

 

Nach zwei Stunden unendlicher Freude und Glückseligkeit, fuhren wir die drei Kilometer wieder zurück und haben die Polarlichter auch noch einmal über unserem Dach gesehen.

 

Einmal im Leben die Polarlichter sehen – Check!

Am nächsten Tag wurden wir auch wieder vom Wecker geweckt, da wir 10:00 Uhr zum Snowmobile fahren verabredet waren. Bei Kaiserwetter und -5 Grad kamen wir an der Brändön Lodge an. Nach einer Tasse Café und ein bisschen Nervosität bei den Guides wurde uns mitgeteilt, dass „das System einen Fehler gemacht hat und wir nicht auf der Snowmobiletour eingebucht sind. Sowas ist noch nie vorgekommen.“

Der Australier, welcher wegen seiner Frau die Gegend am Great Barrier Reef verlassen hat, teilte uns ganz geknickt mit, dass wir die Tour heute nicht antreten können. Aber er hatte sofort einen Gegenvorschlag und lud uns ein, heute kostenfrei mit dem Hovercraft, einem Luftkissenboot, über das Eis zu fahren und unsere Tour auf den Freitag zu verschieben. Ich hatte zuvor noch nie etwas davon gehört, aber es war geil.

„Angetrieben werden Hovercrafts von so genannten Luftschrauben. Rund um den flachen Rumpf dieser Boote befindet sich eine große Gummischürze. Darin fängt sich die komprimierte Luft, die durch ein Gebläse unter den Fahrzeugboden gepresst wird. Damit entsteht ein Luftkissen, das den Rumpf leicht vom Boden abhebt. Jetzt kann das Hovercraft durch die Luftschrauben angetrieben und bewegt werden.“ (Quelle: https://www.wasistwas.de/archiv-technik-details/wie-funktioniert-ein-luftkissenboot-hovercraft.html)

 

Shawn, unser Guide und auch Australier, hatte sichtlich Spaß mit uns über das Eis zu schweben und uns die lustigsten Geschichten über die Schweden zu erzählen. Er ist der einzige im Lulea Archipel, der ein Luftkissenboot besitzt und somit ist er ganze Jahr über gut beschäftigt. Im Winter mit Touristentouren, im Frühjahr, Sommer und Herbst mit Kurierfahrten und Personenverkehr zwischen den hunderten Inseln. Er ist eine sehr angenehme Person und hat eine freundliche, weltoffene Art und brachte uns mit dieser oft zum Lachen. 

Er erzählte von einem schwedischen Gesetz (im Englischen „Old-Mans-Law“), das besagt,  dass jedem die Natur zur freien Verfügung steht. Auch wenn es eine Insel im Privatbesitz ist, so kann dennoch niemanden das Betreten und Nutzen der Natur verboten werden. Man darf Zelten, Jagen, Fischen, einfach alles. Es ist nur verboten bleibende Schäden zu hinterlassen.

Nach einer Stunde übers Eis düsen und Spaß haben kamen wir wieder an der Brändön Lodge an. Hier gibt es viele schicke Ferienhäuser und man kann hier einfach alles machen. Ein Besuch lohnt sich definitv!

 

 

Eigentlich wollten wir den Rest des angebrochenen Tages nutzen um ein wenig Skilanglauf zu betreiben. Leider hatte die Internetrecherche in Deutschland diesmal keinen Erfolg. Es gab weder Loipen noch die Möglichkeit Ski auszuleihen. So fuhren wir zurück nach Mattsund und gingen einer der besten Urlaubs-„aktivitäten“ nach: Mittagsschlaf. 

LULEA 2.0 - WEITER GEHT DIE WILDE FAHRT

Am Ende unserer Reise haben wir uns vorgenommen, ein wenig über die Vorurteile Schwedens zu berichten und diese zu bereinigen. Des Weiteren erwartet dich am Ende eine neue Kategorie:

Interessantes über Schweden, was gut ist, wenn man es weiß, aber auch nicht schlimm ist wenn nicht.

 

Am Dienstag (20.03.) stand unsere nächste Aktivität auf dem Plan – über luleatravel.com haben wir eine Schneeschuhwanderung durch ein Naturreservat gebucht. Pünktlich um 10:00Uhr waren wir am Treffpunkt und Dirk, unser Guide, war auch schon da. Dirk kommt aus den Niederlanden und auch er ist wegen seiner schwedischen Frau hier her gezogen. Irgendetwas muss wohl doch an dem Gerücht dran sein, dass die schwedischen Frauen die schönsten Frauen sind…

Mit Schneeschuhen waren wir noch nie unterwegs, aber es ist wirklich sehr einfach mit diesen Hilfen zu wandern. Die eigenen Schuhe werden auf die Schneeschuhe, welche circa 50cm lang sind, aufgeschnallt und schon kann man los laufen. Da diese sehr leicht sind, vergisst man nach wenigen Minuten, dass man Schneeschuhe an hat.

 

So stapften wir bei traumhaftem Wetter los, immer Berg auf – mal durch Tiefschnee, mal entlang der Spuren anderer Wanderer. Für mich war es besonders durch den Tiefschnee sehr anstrengend, da Dirk und Philipp immer so große Schritte mach(t)en, konnte ich einfach ihre Spur nicht mitbenutzen und musste mir meinen eigenen Weg durch den circa einen Meter hohen Schnee bahnen.

Dirk hielt ab und zu an, damit er uns etwas erklären konnte, denn mit den Schneeschuhen zu laufen ist ziemlich laut. Nachdem wir auf dem Berg ankamen, hatten wir eine Traumhafte Aussicht sowohl nach Lulea als auch nach Boden und auf die verschiedenen kleinen Inseln. Unsere Strecke führte uns auf die andere Seite des Berges und wir durften auf eigene Faust den Wald und die Natur erkunden. Dirk machte unterdes ein Feuer und brühte Kaffee und Tee auf. 

Nachdem wir uns zu ihm auf ein warmes Fell gesellten und unser heißes Getränk tranken und dabei genüsslich eine Leckerei frisch vom Bäcker naschten (wie gesagt, Schweden naschen gern und lieben ihre Fika = das gemütliche Kaffeetrinken und etwas zu Essen) kam wir auch wieder mit Dirk ins Gespräch. Er erzählte uns ein wenig über den Tourismus im schwedischen Lappland und das die EU Gelder in diese Region investiert hat, damit nun mehr Touristen angelockt werden. Er erklärte uns, dass wir womöglich keine Rentiere sehen werden, da der Schnee, vor allem für den Monat März, viel zu hoch ist und die Rentiere von den Samen, ihren Besitzern, in den Süden getrieben wurden. Er gab uns auch noch ein paar Tipps, was wir unbedingt noch hier erleben müssen – u.a. auch, dass wir einmal mit dem Auto auf der Ostsee fahren müssen – ok? Wirklich? Wir werden es ausprobieren!

 

Der Ausblick und die Sonne, der frische Kaffee und die aufschlussreichen Gespräche  bleiben uns in Erinnerung – leider mussten wir weiter und so schnallten wir wieder unsere Schneeschuhe an und stapften wieder Richtung Auto. 

Schneeschuhwandern ist wirklich zu empfehlen, da man damit durch die unberührte Natur laufen kann, im Gegensatz zu Langlauf, wo man nur auf den vorgegebenen Loipen unterwegs ist.

Unsere Tour war gegen 13:00 Uhr zu Ende und natürlich nutzten wir das Kaiserwetter und fuhren zu den Inseln Sandön und Junkön  - die Empfehlung von Dirk, auch, weil wir auf den Inseln vielleicht Glück haben und Elche sehen.

Da standen wir nun mit unserem Lucky, noch auf der Festlandseite und waren nicht ganz sicher, ob wir wirklich mit dem Auto über die Ostsee zur Insel Sandön und weiter zur Insel Junkön fahren sollen…

 

Nachdem wir aber mehrere Autos auf der Strecke sichteten und Phil schon ganz hibbelig wurde, führen wir los. Die ersten Meter waren total komisch, ich kann es gar nicht beschreiben (ggf. fehlen mir hierfür wieder die Worte :D ). Wir fuhren tatsächlich auf der Ostsee – mit unserem eigenen Auto – was für ein Gefühl.

Wir überquerten die erste Insel (Sandön) und kamen auf Junkön an. Die Insel schien ausgestorben zu sein, kein Mensch war zu sehen, - leider auch kein Elch, obwohl wir eine Futterstelle entdeckten und uns für kurze Zeit auf die Lauer legten.

 

Langsam verabschiedete sich auch die Sonne und wir traten den Heimweg an, natürlich nicht, bevor Phil noch einmal auf der Ostsee richtig Gas geben konnte und ein wenig das Auto testen konnte.

Am nächsten Tag konnten wir ausschlafen – das hatten wir nötig, kein Wecker hat geklingelt und trotzdem waren wir schon um 08:00 Uhr wach. Aufstehen, Frühstücken und die Ruhe genießen – in der Nacht hatte es geschneit und so gab es fünf Zentimeter Neuschnee. Es liegen nun also 100cm plus 5cm…

 

 

Welche Aktivität stand heute an? Das Glück der Erde liegt auf den Rücken der Pferde – einmal im Leben auf einem Pferderücken durch Tiefschnee reiten.

Wer träumt nicht davon? Nun, Phils Traum ist es nicht, dafür umso mehr meiner. Daher buchten wir die Reise dieses Mal nur für mich und Phil wanderte derweilen mit den Schneeschuhen durch die Gegend. (Die Schneeschuhe haben wir uns in Lulea ausgeliehen, weil wir am Donnerstag die Gegend erkunden)

 

Auf der Westernfarm in Boden (http://www.ranisgarden.se/) angekommen begrüßte uns auch gleich Roger, ein echter Schwede, mit den beiden Quarterhorse-Pferden Devil und Lucky – wunderschöne Pferde.

Zunächst ging es an das Putzen, Phil wurde gleich von der Katze in Beschlag genommen während ich Devil kennenlernte. Zugegeben, ein bisschen nervös war ich schon, schließlich war Devil schon ein ziemliches Stück größer als Lotte (mein Pferd) und dann auch noch im Westernstil reiten – aber man muss sich neuen Herausforderungen stellen. Zunächst ging es erst einmal auf den Paddock, um ein wenig Warm zu werden und uns gegenseitig kennenzulernen. Hier erhielt ich auch die erste Einführung zum Westernreiten. Schnell bekam ich aber ein gutes Gefühl dafür sodass Roger beschloss, dass wir nun in die Natur reiten.

Während wir den Weg Richtung Wald entlang ritten, wunderte ich mich schon, wieso die Pferde so trittsicher sind. Roger erklärte mir, dass bei den Pferden an den Hufeisen noch zusätzlich jeweils vier Spikes mit eingearbeitet sind und dass sie natürlich großes Vertrauen in ihren Reiter haben. Man hat auch sofort gemerkt, dass Roger ein wahnsinnig toller Reiter und Trainer ist. Wir ritten auf den Wald zu und versanken erst einmal im Tiefschnee. Es war zunächst ein sehr komisches Gefühl. (Lotte wäre entsetzt gewesen und hätte vor Schreck nicht gewusst, was sie machen soll außer panisch zu versuchen, aus dem Schnee zu kommen). Devil hingegen blieb total locker, schaute ein wenig komisch, warum sein Bauch jetzt so kalt ist, stolperte ein wenig und bahnte sich seinen Weg durch den Tiefschnee. Was für ein Gefühl.

 

Durch den Wald, vorbei an Birken und Kiefern, ging es im Schritt, Trab und Galopp und auch hier war irgendwann der Zeitpunkt erreicht, dass wir uns dem Reitstall nährten. Schade, ich hätte noch Stundenlang im Sattel sitzen können. Erstens ist der Westernsattel total bequem und Zweitens hatten Devil und ich uns aneinander gewöhnt. 

Zum Schluss ging es noch einmal kurz auf den Paddock und Roger brachte mir ein paar kleine Tricks bei – unter anderem auch das aus allen Westernfilmen bekannt Rollback. Beim Rollback wird das Pferd gestoppt und aus dem Stand um 180 Grad gewendet, bevor ein Angaloppieren auf der anderen Hand erfolgt. Beim Rollback sind schnelle, flüssige Übergänge wichtig und wird vor allem genutzt um Kühe etc. einzutreiben. Da Devil besonders darauf trainiert ist, alle Pferde von Roger werden auch auf der Westernrange eingesetzt mit Shows etc., wusste er genau, was ich von ihm wollte und machte die Übungen sehr gut mit. So gut, dass ich mich beim ersten Mal erschreckte wie gut es klappt und meine Leidenschaft für das Reiten wieder aufflammte. (ok, eigentlich war sie noch nie erloschen, denn ich liebe Pferde.)

 

Für mich heißt das jetzt: Training mit Lotte.

LULEA - DIE LETZTEN TAGE IM SCHWEDISCHEN LAPPLAND

Heute, Donnerstag, konnten wir wieder ausschlafen, denn es war tatsächlich der erste Tag, an dem wir keine Tour gebucht hatten. Natürlich kommt für uns gar nicht in Frage, die Beine hoch zu legen und im Ferienhaus zu bleiben. Nein, für uns hieß es: Warm anziehen, Schneeschuhe an; Wir gehen wandern.

Die Schneeschuhe hatten wir uns zuvor in Lulea ausgeliehen und vorher noch einmal mit unserer Vermieterin Kristina gesprochen, welche Route empfehlenswert ist. Zunächst wollten wir nur über den See wandern, aber Kristina riet uns, in die andere Richtung zu gehen, Berg hoch, den Snowmobilspuren folgen.

 

Gesagt getan – nach einem ausgiebigen Frühstück wanderten wir bei tollem Sonnenschein und -5 Grad los. Der Weg bis zum Berg war einfach, da wir hier tatsächlich den Spuren der Snowmobile folgenden konnten, aber dann gingen wir den Berg hoch – ab durch den Tiefschnee. Nachdem wir die Spitze des Berges erreichten, hatten wir einen tollen Ausblick und absolute Ruhe – keinen einzigen Menschen haben wir auf unserer ganzen Wanderung getroffen, leider auch keine Tiere. Wir stapften weiter durch den Tiefschnee, die Sonne schien auf unseren Rücken und wir kamen ordentlich ins Schwitzen. 

Philipp war mit seinem großen Bundeswehrrucksack gewappnet, in dem er auch ein „Überlebensset“ mitführte, falls wir uns doch verirren. Was hatten wir dabei: Kopflampe, Knicklicht, extra Handschuhe, extra Socken, Wasser, Esbitkocher, Esbit, Tee&Kaffee, Brühwürfel, Kochgeschirr, Flecktarnponcho, Essen, Magnesiumfeuerstarter, Fernglas uuuuuuuund: einen Flöffel (der Fachmann weiß Bescheid ;-P ).

 

Gegen Nachmittag machten wir unsere Pause und beschlossen, es wie auf den letzten Touren auch typisch schwedisch zu gestallten. Wir suchten uns eine geschützte, dennoch freie Fläche  und bauten ein kleines Lager auf. So hatten wir nicht nur eine kleine Kochstelle geschaffen sondern uns auch eine Liegefläche gebaut, um unsere Fika einzunehmen und die Sonne auf unserem Gesicht zu spüren. Es gab Gemüsebrühe und Kaffe und ein paar kleine Leckereien.

Gestärkt traten wir den Heimweg an und waren schnelle wieder im Dorf als erwartet. Schneeschuhwanderungen können wir absolut empfehlen, da man sich überall seinen Weg selbst suchen kann, mobiler ist als mit Langlaufski, man sich auf jeden Hang auf-oder abwärts problemlos bewegen kann und es obendrein noch Spaß macht durch die Natur zu laufen. Der einzige Nachteil ist, dass es etwas lauter ist, wenn man mit den Schneeschuhen unterwegs ist.

 

Kaputt aber glücklich genossen wir den Abend und gingen gegen 20:00 Uhr noch mal auf Polarlichterjagd. Ich musste Phil zwar ein wenig überreden, weil wir doch ziemlich kaputt waren, aber wann hat man schon einmal Chancen, den Nordlichtern so nah zu sein. Überall waren wieder Nordlichter, aber dieses Mal war das Zentrum nicht über uns, sodass wir die Lichter nur in der weiten Ferne gesehen haben.

Am nächsten Tag, Freitag, stand frühes Aufstehen auf der Tagesordnung. Denn heute  sollten wir endlich in den Genuss kommen, mit dem Snowmobil durch Wald und Flur und über die Ostsee zu heizen. Ich glaube, darauf freute sich Phil am meisten. Hatten wir schon die Befürchtung, dass wir eine große Gruppe werden, wurde dies schnell revidiert. Pünktlich 10:00 Uhr startet wir von der Brändön Lodge (http://www.brandokonferens.se/)  – wir beide und unser Guide, Andreas – ein echter Schwede. Perfekt. Und das Wetter? Kaiserwetter. Sonnenschein pur!

 

Wir düsten los und weil ich ein kleiner Angsthase bin, saß ich natürlich hinter Phil. Zunächst ging es über die Ostsee, um ein Gefühl für das Gefährt zu bekommen, danach fuhren wir in den Wald. Es war ganz schön holprig, da hier überall kleine Hügelchen waren und wir locker mit 30 km/h gefahren sind. Nachdem wir wieder auf die Ostsee kamen, kam bei den Männern der Adrenalinschub und wir fuhren mit 60km/h kurze Zeit sogar mit 80km/h über das zugefrorene Wasser und die 1,40m Schneeschicht.

Trotz Sonnenschein war es verdammt kalt, vor allem auf dem Wasser, da die Kälte von unten zusätzlich noch wirkt. Wir hatten vor der Tour zum Glück Overalls, Schuhe und Helme bekommen, ohne die wir sicher erfroren wären. Nach knapp zwei Stunden stoppten wir auf einer einsamen Insel  und Andreas entzündete ein Feuer und bereitete uns Mittagessen zu. Wie auf jeder Tour kamen wir auch mit ihm schnell ins Gespräch und quatschen mit ihm über seinen Job, Schweden und wie toll er Norwegen findet. Natürlich gab auch er wieder interessante Fakten zum Thema Schweden und Vorurteile, welche wir, wie angekündigt, am Ende unserer Reise aufräumen werden.

Nach einer knappen Stunde, vollem Bauch und guter Stimmung machten wir uns wieder auf den Weg und da wir Andreas erzählten, dass wir zwar mit den Nordlichtern Glück hatten, aber bisher noch keine Elche sahen, fuhr er mit uns auf der Ostsee durch Tiefschnee dicht an den vielen Inseln vorbei. Es dauerte nicht lang und wir erspähten frische Elchspuren – Augen auf.

Und plötzlich war die Elchdame zu sehen, mitten auf dem Eis – aber so schnell wie wir sie gesehen haben, so schnell verschwand sie dann auch wieder im Schutz des Waldes. Dennoch können wir nun behaupten: Ja, wir haben einen Elch in freier Wildbahn gesehen. Check.

Vier Stunden ging unsere Tour und Phil hatte sichtlich Spaß daran, Andreas hinterher zu jagen. Wie beim Quad oder Motorrad muss man sich auch beim Schneemobil in die Kurven richtig rein legen, damit das ganze Gerät nicht umkippt. Also war für uns beide Sport angesagt.

 

In Schweden darf man ohne eines Schneemobilführerscheins nicht allein fahren bzw. sich eins ausleihen (es sei denn, man hat seinen PKW- Führerschein vor 2000 gemacht.) Man darf aber, solang man über 18 Jahre alt ist, an einer geführten Schneemobiltour teilnehmen, solange ein Guide dabei ist – unabhängig davon, ob man einen Führerschein hat oder nicht.

Nachdem wir wieder an der Lodge ankamen, fuhren wir noch einmal nach Lulea, um unsere Schneeschuhe abzugeben und schlenderten über den Markt. Wir ließen all unsere Abenteuer noch einmal Revue passieren und konnten festhalten, dass wir alles gemacht haben, was man hier machen soll, nette Leute getroffen haben, bestes Wetter hatten und es perfekter nicht hätte sein können.

 

Ein wenig wehmütig sitzen wir nun an unserem letzten Abend in Lulea in unserem Ferienhaus und hoffen, die Nordlichter heute noch einmal zu sehen…