4000 Jahre (!) am gleichen Fleck - BARI

Wir haben San Marino recht früh gen Süden verlassen. Es lagen knapp 6 Stunden Autofahrt vor uns. Wir fuhren bei Rimini Sud auf die A14 (Autostrada Adriatica) und das Navi sagte: "Folgen Sie der Straße für 520km". 
Die Autobahnen sind, im Vergleich zu den Landstraßen - diese sind totale Katastrophe in Italien-, recht gut ausgebaut und erhalten. So kamen wir auch dank des wenigen Verkehrs am Sonntag recht schnell voran und erreichten Bari um 15:30 Uhr. 
Wir übernachten im "Parco Dei Principi" in der Nähe des Flughafens. Das Hotel ist schick, das Frühstück für den Zimmerpreis recht dürftig. Naja, das Auto steht sicher und kostenfrei in der Tiefgarage und wir haben die Metro in unmittelbarer Nähe. 
Diese nutzten wir auch um am Montag in die Stadt zu kommen. Vom Bahnhof noch 15 Min gelaufen, kamen wir auch schon in der Altstadt Baris an und erkundeten diese erstmal zu Fuß. 
Eine sehr, sehr, seeeehr alte Altstadt, mit vielen verwinkelten kleinen Gassen. Bei Ausgrabungen wurden Gegenstände gefunden, die bezeugen, dass schon 2000 v.Chr. eine Siedlung an dieser Stelle war.
Auf unserem Spaziergang kamen wir auch an der Kathedrale San Sabino aus dem 12.Jhd vorbei und warfen einen kurzen Blick hinein. Zu unserer Überraschung fand dort gerade eine italienisch-katholische Hochzeit statt, der wir kurz beiwohnten. Alle hatten sich schick gemacht, wie Italiener nun mal so sind. Die Männer in feschen Anzügen, die Damen im Kleid und 20cm Absätzen. 

 

Wir gingen weiter zur alten Festung von Bari und entschieden uns dazu dort auch mal hineinzugehen. Der Eintritt kostet 8€. Hier mal ein paar Bilder von dem, was wir drinnen geboten bekommen haben: 
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Richtig, gar nichts. War ein totaler Reinfall :D
Die Festung wird anscheinend gerade erst, auch Dank europäischer Fördergelder, touristisch erschlossen. Außer ein paar Gastaustellungen und archäologischen Funden haben wir nichts gesehen und waren nach 20 Min wieder draußen. 
Weiter gehts: 
Nach dem Mittag holten wir unsere Fahrräder ab und konnten vor der Tour noch eine Stunde durch Bari fahren. Die Tour startete im Hafen, wo grad die Costa Deliziosa angelegt hatte. Die meisten der 10 Teilnehmer kamen auch von dem Kreuzfahrtschiff. Der Anbieter war Veloservice Bari, den wir nur wärmstens weiter empfehlen können. Sehr freundliche und professionelle Mitarbeiter, sehr gute Fahrräder und eine wirklich gute, informative Tour!
Wir fuhren also im Hafen los und radelten in Schlangenformation zur alten Stadtmauer. Von dort aus ging es weiter durch enge Gassen der Altstadt zur Kirche des Heiligen Nikolaus. Obwohl der Heilige Nikolaus wohl niemals in Bari verweilte, wird er hier vergöttert wie kein Zweiter. Unter anderem mit dem Nikolausfest am 07./08./09. Mai. Die Basilika San Nicola (Basilika des hl. Nikolaus von Myra) ist eine Kirche in Bari in Süditalien mit dem Titel der päpstlichen Basilika. Die Kirche wurde zwischen 1087 und 1106 für die aus Myra nach Bari "überführten"(sie wurden geklaut) Reliquien des Heiligen errichtet und ist so heute noch ein bedeutendes Pilgerziel für römisch-katholische und orthodoxe Christen. Die Basilika war die erste Kirche dieser Art in Apulien und diente zahlreichen später errichteten Sakralbauten der Region als Vorbild [vgl. Wikipedia]. 
Bis noch vor 15 Jahren gab es den Brauch unter jungen, alleinstehenden Frauen, die Säule des San Nicola zu berühren und sich schnellstmöglich einen Mann zu wünschen. Die Männer beobachteten natürlich dieses Ritual und positionierten sich schnell außerhalb der Kirche und sprachen die Angebetene mit den Worten  "Ich bin dein Wunder!" an. :-)

 

Pompeji, der Untergang einer römischen Stadt

 

Am Dienstag brachen wir von Bari in Richtung Neapel auf.

Leider konnten wir uns bis kurz vor unserer Abreise nicht entscheiden, ob wir den Vesuv erobern sollen oder uns durch Pompeji treiben lassen.
Phil hat vor knapp 10 Jahren bereits Italien auf Klassenfahrt erkundet und damit auch Pompeji.
Mir war es egal - auf beide Ereignisse hätte ich mich gefreut, dafür fehlte uns aber leider die Zeit.
Da der Weg hoch zum Vesuv sowohl mit dem Auto als auch zu Fuß doch etwas anstrengend sein soll, entschieden wir uns für Pompeji und fuhren los.

Pompeji ist echt eine Klasse für sich. Viele Barbetreiber der Hauptstraße bieten private Parkplätze an und mann kann sich ruhig dazu einlassen. Wir hatten ziemlich Glück und bekamen noch einen Parkplatz direkt vor dem Eingang - Achtung: Immer vorher fragen, was der Parkplatz kostet. In unserem Fall 5.00 EUR, der "kleine Junge", der einkassierte, wollte dann aber 8.00 EUR haben - haha nicht mit uns :)
Als wir den Eingang erreichten, wir mussten nicht anstehen, bekommt man die Tickets für 13.00 EUR pro Person. Danach hat man noch die Möglichkeit, einen Audioguide zu erwerben (2 für 13.00 EUR mit einer Übersichtsmappe) Wenn man einen Guide bzw. eine persönliche Führung wünscht, gibt es nach dem Einlass die Möglichkeit, dies zu buchen.
Zu empfehlen ist ein persönlicher Führer schon, da man sich in diesem riesen Gebiet einfach zu leicht verlaufen kann und ggf. nicht alles Interessante sieht.

Wir nahmen die Audioguides ;)

Los ging es:

 

Der Ausbruch des Vesuvs 79 nach Christus war verheerend.
Zwei Eruptionen beendeten das Leben in den römischen Städten Pompeji und Herculaneum schlagartig und endgültig.
Aus heutiger Sicht ist diese Katastrophe ein "Glücksfall" für die Archäologie.
Denn der Vulkanausbruch konservierte das römische Alltagsleben der beiden Städte wie eine zeitlich unverfälschte Momentaufnahme für die Nachwelt. Heute sind etwa 44 Hektar der verschütteten Fläche ausgegraben. Pompeji ist damit die größte Stadtruine der Welt.

Pompeji ist so faszinierend, dass man dafür wirklich einen ganzen Tag einplanen muss. Man sollte gut zu Fuß sein, weil die antiken Straßen oft sehr uneben und weite Strecken zurückzulegen sind, außerdem: immer festes Schuhwerk tragen! Die Gebäuderuinen sind schlicht überwältigend. Man kann es gar nicht richtig in Worte fassen, sondern muss es gesehen haben.

Der Bordstein und der antike "Zebrastreifen" sind nicht ohne Grund so erhöht. Früher haben dort alle ihre..., naja wie soll man sagen...es gab keine unterirdische Kanalisation. Das in Verbindung mit den Römersandalen. Keine gute Kombination. Durch den Audioguide wurden uns viele Geschichten erzählt z.B. über den Vulkanausbruch, aber auch über die Thermalbäder, die Basilika, das Theater oder das Amphitheater.
Ich kann gar nicht mehr alles wiedergeben. Aber das Wissen über die Stadt, über die einzelnen Tätigkeiten die Wie und Wann ausgeführt wurden und über die Malereien und den Handel ist einfach einmalig.

 

Besonders haben mich der Erhalt der Häuser und Gärten der vornehmlichen, reichen Bürger von Pompeji beeindruckt. Hier konnte man so viel sehen und bestaunen.
Es wurde einfach nicht langweilig.
Nach einiger Zeit kamen wir zu dem berühmten Bereich, wo konservierte, im Moment ihres Todes unter der Asche begrabene, menschliche Körper am Boden liegen, kniend oder schlafend. Hier wird einem erst die überraschende Dimension und Gewalt des Vesuvs bewusst.
"Pompeji wurde zwar gerne von wohlhabenden Römern als Sommerresidenz genutzt, aber es lebten zur Zeit des verheerenden Vulkanausbruchs auch ungefähr 8000 bis 10000 Menschen ständig in der für damalige Verhältnisse modernen und fortschrittlichen Stadt. Kunst und Kultur hatten ein sehr hohes Niveau erreicht, auch in technischer Hinsicht war die Stadt bemerkenswert. Es gab mehrere Thermen, Wasserleitungen aus Blei, Kühlbehälter für Waren, Kugelmühlen aus Lavagestein zum Mahlen von Getreide, Bäckereien und sogar eine Art Vorläufer der heutigen Schnellrestaurants, in denen man einen Imbiss im Stehen einnehmen konnte. Es dürfte sich bei dieser mondänen Kleinstadt sowohl um eine Handels- als auch um eine produzierende Stadt gehandelt haben." (https://www.globalisierung-fakten.de/folgen-der-globalisierung/naturkatastrophen/vulkanausbruch-pompeji/)
Am Abend verabschiedeten wir uns von dieser beeindruckenden Stadt und waren froh, dass doch nicht tausende Touristen mit uns unterwegs waren. Unsere Weiterfahrt führte uns nach Neapel.

 

 

Turbulentes Treiben in Napoli

 

So kamen wir am Dienstag Abend in Neapel an. Die erste Nervenprobe begann sogleich - das Hotel zu finden war schiere Katastrophe und niemand konnte und wollte Englisch sprechen.
Irgendwann, nach einer doch etwas langen Zeit, verdammt vielen Autos und Italienern, die anscheinend das Hupen erfunden haben, zwischendrin immer mal noch Mopeds, die sich überall vorbeischlängel, erreichten wir unser Hotel "Palazzo Esedra"
Nach Wechsel des Zimmers ;) und unserem leckeren Abendessen von Salat und Rotwein schliefen wir dann ein.
Nächster Tag , nächstes Abenteuer - Am Mittwoch begann die Entdeckung Neapels.
Wir haben viel im Internet recherchiert und wussten einfach nicht, wo und wie wir zuerst anfangen sollen.
Manche finden Neapel sei ein Traum - diese waren sicher noch nie mit dem eigenen Auto in der Stadt, andere naja - es ist halt eine geteilte Meinung.
Umso wichtiger für uns, ein eigenes Bild zu machen.
Wo startet mann? Was muss man sich ansehen?
Eine Hopp On Hopp Off Tour bietet sich doch immer an!
Drei Routen werden angeboten, von der die mittlere Route nur am Wochenende und Feiertags befahren wird.
Daraufhin entschieden wir, uns mit einem kleinen Sightseeingbus durch die Altstadt kutschieren zu lassen. Danach wollten wir den Untergrund Neaples entdecken und mit der Seilbahn hoch zur Festung.
Ein guter Plan - fanden wir.
Zunächst war es wieder eine Herausforderung, von unserem Hotel, ein wenig Außerhalb der Altstadt, in die Innenstadt zu gelangen. Ein Tagesticket kostet 4,50 EUR soweit waren wir schon. Auf die Frage "Do you speak English?" meinte der "nette" Herr am Schalter nur "Italia - Italiano!" Unsere erste unschöne Begegnung gleich in der Früh, aber gut, wir bekamen dann mit Händen und Füßen, was wir wollten und fuhren in die Stadt.
Wow, wir wurden so erschlagen - unser erster Eindruck in wenigen Worten: 
Viele viele rauchende, telefonierende Menschen, enge Gassen und alte, hohe Häuser, überall Wäsche, Vespas, hupende Vespas, tausende knatternde Vespas - und zu guter Letzt: 3° im Schatten, bei gefühlt 120% Luftfeuchtigkeit. 
Unser Weg führte uns zum Piazza Gesu Nuovo und zeitgleich kam auch so ein süßer kleiner, roter Bus - Glück gehabt.
Er nahm uns mit und wir erlebten einen super netten und lustigen Guide, der sich seinen Spaß mit uns machte. 
Giuseppe schaffte es, dass wir wieder mit einem Lächeln ausstiegen.
Er war grandios, hielt an jedem Punkt extra lange an, damit wir genug Zeit für Fotos hatten und da wir nur zu dritt waren, war es fast eine Privattour. Dieser Mann lebte das neapolitanische Flair. In einem Reiseführer lasen wir "In Neapel darf man nicht zu viel nachdenken, nicht zu viel meckern. Man muss sich einfach treiben lassen, mitreißen lassen." Dieser Busfahrer hat uns den Einstieg in diesen Ameisenhaufen Neapel erleichtert. 

 

Neapel hat die größte Altstadt der Welt, allein in diesem Bereich befinden sich 46 Kirchen - natürlich haben wir nicht alle besucht ;)
Nach der Spritztour gingen wir zurück zur Altstadt und schauten uns noch einmal alles genauer an.

Dieses Tor befindet sich auf der linken Seite des Piazza Dante.  Das Tor Port´Alba wurde ausgehöhlt aus einem Turm der antiken Stadtmauer. Diese Passage ist somit der natürliche Durchgang zwischen der neuen Stadt und dem antiken historischen Zentrum.

In dieser Straße gibt es nur Bücher. Ob neu oder gebraucht, hier werden die Bücher gekauft und verkauft. oft findet man in den zahlreichen Auslagen alte Editionen von sehr interessanten Büchern über Kunst, Literatur, Musik oder auch Kochbücher zu günstigen Preisen.

 

In der Altstadt von Neapel in der Via S. Chiara gelegen, in der Nähe der Piazza del Gesù und ein paar Schritte von S. Domenico Maggiore entfernt, erstreckt sich der Museumskomplex im Inneren der Franziskanerzittadelle und umfasst das Museo dell’Opera, die archäologischen Ausgrabungen, den Majolika-Kreuzgang und den Saal der Krippe aus dem 18. Jahrhundert.

 

 

Essen darf natürlich auch nicht fehlen. Wir gönnten uns ein "Coppa Kinder" und eine Spezialität Neapels - Nudeln zusammengepresst

 

Am Nachmittag nahmen wir an einer Führung des unterirdischen Neapels teil.
Unter Neapel erstreckt sich eine geheimnisvolle Welt aus Höhlen, die früher als Zuflucht, Katakomben und Kulturräume dienten. 
Im zweiten Weltkrieg wurden sie als Schutzbunker genutzt und retteten Tausenden das Leben. 
Ein Spaziergang durch die Unterwelt ist eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte, kann aber nur mit einer Führung erkundet werden.
Es war sehr Interessant, nachdem wir 40 Meter in die Tiefe gestiegen sind.

 

Unseren Plan vom Morgen wollten wir natürlich einhalten. Wir wussten, dass die Festung bereits geschlossen hat, aber wir wollten mit der Seilbahn hoch fahren, um einen Blick über Neapel zu bekommen.
Ein Erlebnis, dass ich nur Jedem empfehlen kann:
Nachdem wir den Weg gefunden haben, gab es einen kleinen Aussichtspunkt und uns wurde die Größe Neapels erst einmal bewusst. Es war - unbeschreiblich!

 

Natürlich kann man Neapel nicht an einem Tag entdecken, aber man bekommt einen Eindruck. 
Bei einem Besuch darf eigentlich auch Neapels schönste Museen nicht fehlen. Unbedingt sehenswert sind das archäologische Nationalmuseum mit Funden aus Pompeji und die 
Kapelle Sansevero. Im Museum Capodimonte gibt es eine schöne Gemäldesammlung.
Oder die tollen Parks. In Neapel gibt es viele Parks mit traumhaften Panoramen, palmenbewachsenen Alleen, Museen und Chalets. Zu den schönsten Parks gehören 
der Park Virgiliano, die Villa Floridiana und der Park von Capodimonte mit einem intereressanten Museum
Was darf in Neapel nicht fehlen? Natürlich einen original neapolitanische Pizza. Eine echte Pizza neapoletana zu essen, gehört unbedingt zu jedem Besuch von Neapel, denn schließlich wurde sie hier erfunden! So gönnten wir uns an diesem Abend zwei sehr leckere Pizzen und genossen die Geschäftigkeit der Italiener auf den Straßen.

 

Vollgegessen fuhren wir mit der Seilbahn wieder ins Tal und mit der Bahn weiter zu unserem Hotel.
Dort gegen 22.00 angekommen - war es endlich wieder Zeit zum schlafen. Immerhin haben wir an diesem Tag wieder über 20.000 Schritt absolviert.
Der nächste Tag führte uns nach Rom - auf dem Weg dahin wollten wir noch in einer schönen Stadt anhalten, aber irgendwie, sind und waren wir doch ziemlich kaputt.
So beschlossen wir auf direktem Weg nach Rom zu fahren - die beste Entscheidung.